Interessanter Auftakt

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justm. Avatar

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Ein von seiner Elite-Kanzlei geschasster Anwalt steht vor der Wahl wie es weitergehen soll. Diese wird Dr. Anton Pirlo, durch die Mutter seiner neuen Mandantin, die sich hilfesuchend an ihn wendet, schnell abgenommen; es heißt also weitermachen.
Und das in einem medien-trächtigen Fall, der auf jeden Fall für Aufmerksamkeit sorgen wird, ist doch eine Lokalgröße Düsseldorfs zu Tode gekommen. Angeblich durch die Hände eben dieser, seiner neuen Mandantin.
Mit Hilfe einer, durch seinen ehemaligen Jura-Professor vermittelten, jungen Anwältin versucht Pirlo alles, um seine Mandantin freizubekommen. Letzten Endes hängt nämlich irgendwann nicht nur seine berufliche Zukunft von diesem Fall ab.


Autor Ingo Bott, selbst Anwalt und der titel-gebenden Hauptfigur wohl nicht ganz unähnlich, schreibt auf knapp 400 Seiten eine Art deutsches "Law & Order". Oder wenn man schon bei Serien bleiben will und sie im deutschsprachigen Raum ansiedeln möchte: eine Buchform von "Im Namen des Gesetzes".
Wobei Bott hier nicht auf die Polizei als Ermittler setzt, sondern tatsächlich Pirlo und eben seinen Beruf als Anwalt in den Fokus stellt.

Das ist gar keine dumme Idee, setzt sich das Buch doch so auf jeden Fall schon mal aus dem Krimi-Meer voller Polizisten, Detektive und ggf. noch (Gerichts-)Mediziner ab.

Und auch wenn Pirlo keinen all zu sympathischen Eindruck macht, Kollegin Sophie ein wenig untergeht in ihrem mehr oder weniger dramatischen Familien-Umfeld, man die Figuren zwar vermeintlich kennenlernt, sie aber dennoch eine Aura der Unnahbarkeit umgibt, so scheint dieses Buch dennoch ein guter Auftakt für eine ganze Reihe zu sein.
Ich würde jetzt schon darauf wetten wollen, daß es in irgendeinem der Folge-Werke dazu kommen wird, daß Pirlo und Sophie sich privat, mehr als nur Nahe, kommen werden. Wirklich ALLES deutete hier schon darauf hin und man möchte Sophie jetzt schon zurufen vorsichtig zu sein.

Bott streut aber nicht nur jetzt schon Brotkrumen für weitere Bücher aus, er hüpft auch mit Leichtigkeit durch die Zeit, in dem er im Buch gerne mal vor- und zurückspringt, (was ich eigentlich nicht sonderlich mag, hier aber ok finde), durch Länder, Milieus und durchs Düsseldorfer Lokalkolorit.
Letzteres hätte es für mich nicht gebraucht, bekommt das Buch doch so eher den Anschein der ebenfalls überbordenden Kategorie der Regional-Krimis, ist hier aber noch zu verschmerzen.

Auch was die überraschende Milieu-Verstrickung angeht, bin ich noch nicht sicher, inwiefern diese wirklich hätte sein müssen. Sie hinterläßt ein wenig den Beigeschmack, daß der Autor sich nicht auf die Stärke seiner eigentlichen Geschichte verlassen wollte, indem er halt noch eine persönliche Komponente einbauen MUSSTE, um dem scheinbar gelackten Anwalt noch einen anderen, vermeintlich interessanteren, Anstrich zu geben.

Dennoch ist "Pirlo - Gegen alle Regeln" ein gutgeschriebener, kurzweiliger Krimi in dem eben mal nicht die Ermittlungsarbeit der Polizei im Vordergrund steht, sondern das Buch dort beginnt, wo andere, "normale" Krimis lange vorher enden: Im Gerichtssaal.

So oder so: Krimi-Fans sind mit diesem Buch auf jeden Fall gut beraten!