Anders als erwartet

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marionmanuela Avatar

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„Plant Lady“ von Minyoung Kang
Worum geht´s?
Yu-hee eröffnet; nachdem sie ihren Bürojob gekündigt hatte, in einem sehr ruhigen und abgelegenen Stadtteil einen Pflanzen-Shop, da ihre Liebe den Pflanzen gehört. Durch ihre besondere Art wird der Pflanzen-Shop bald zum Geheimtipp und trotz der eher schlechten Lage floriert das Geschäft im wahrsten Sinne des Wortes. Doch mit Menschen hat es Yu-hee nicht so und bei der Auswahl ihrer Partner leider ein sehr schlechtes Händchen. Sie greift fortan zur Schaufel und anderen Gartengeräten, um sich übergriffiger Männer zu entledigen. Detective Do-kyung kommt aufgrund der Häufungen von Vermisstenfällen mit ins Spiel und die beiden geraten immer wieder aneinander.
Meine Meinung:
Nach der Leseprobe und dem Klappentext hatte ich einen Krimi mit viel schwarzen Humor erwartet. Das hat sich leider nicht erfüllt. Es ist ein Buch über übergriffige Männer und Frauen, die sich nicht selbst aus schlimmen Lebenssituationen befreien können. Die Lösungen der Probleme sind moralisch sehr fragwürdig und man sollte ein „bitte nicht nachmachen“ hinzufügen :-) Das Buch war als Kurzgeschichte gedacht, doch die Autorin hatte soviel Material, dass daraus ein Buch wurde. Das erklärt evtl., dass sich die Blickwinkel spontan ändern und man sich öfter orientieren muss, aus welcher Sicht es geschrieben ist. Etwas erschwerend kommen die ungewohnten südkoreanischen Namen dazu. Allerdings ist dies auch ein Pluspunkt des Buches, dass man etwas über die Lebensweise in Südkorea erfährt.
Allerdings auch wieder ein schwieriger Punkt, denn ich bin mir sicher, dass auch in Südkorea sehr nette und hilfsbereite Männer leben. Es ist jetzt zufällig das zweite Buch hintereinander, in dem die Männer alle nur böse, egoistisch und widerlich dargestellt werden. OK, der Detective wird als sehr korrekt und pflichtbewusst dargestellt, irgendwie kommt er mir vor wie der Polizist in Les Miserable. Wird er sie in Zukunft überführen oder wird er sich auf ihre Seite stellen? Oder wird sie ihn auch töten. Was mich wieder zu einem Punkt bringt, der mir an dem Buch schwer im Magen liegt. Was wären das für Gesellschaften, in denen man einfach jeden entsorgt, der unangenehm ist? OK, Katzenquäler, Mobber, Schläger etc will man nicht. Aber gibt es denn keine anderen legalen Mittel, diese zu stoppen?
Das in schwarz gehaltene Cover mit den grün-rosa, fleischfressenden Pflanzen ist sehr gut gelungen. Der Schreibstil ist in großen Teilen sehr gut, allerdings merkt man recht häufig, dass die Geschichte nicht als zusammenhängender Roman gedacht war.
Fazit:
Leseempfehlung, ja. Aber nicht, wenn man sich leichte Kost mit schwarzen Humor wünscht. Das Buch regt zum Nachdenken an. Auch wenn man mit der Handlungsweise nicht konform geht und sich wünscht, dass die Männer in ihrer Gesamtheit nicht dauernd als marodierende Monster dargestellt werden. Gerade in der Arbeitswelt gibt es auch sehr böse, mobbende, einem das Leben schwer machende Frauen. Die Sicht ist mir deshalb zu einseitig.