Feministischer Rache-Thriller aus Südkorea
Außergewöhnlich anspruchsvoll ist die Kundschaft in Yu-hees Pflanzenladen in der Stadt Sejin. Die Kundin hätte gerne Spargel und keine öden Grünpflanzen. Um nichts in der Welt würde Yu-hee ihre Pflanzen so einer oberflächlichen Person anvertrauen. Auch ihr Freund ist einen Schritt zu weit gegangen. Nicht nur gibt Ho-young ungebetene Ratschläge, er gibt sich auch noch als Marketing-Manager ihres Ladens aus, den sie allen Widerständen zum Trotz mit hohem Risiko ganz alleine aufgebaut hat. Als er über Monate hinweg achtlos Zweige von ihren Topfpflanzen abreißt, nimmt Yu-hee das Schicksal selbst in die Hand. Schon bald wird sie zum Racheengel für alle Frauen, die Ungerechtigkeit erfahren.
Mit „Plant Lady“ hat Minyoung Kang aus Südkorea einen feministischen Rache-Thriller vorgelegt. Das zentrale Thema ist die Frage nach der richtigen Antwort auf physische und psychische Übergriffe gegenüber Frauen. Während die Anti-Heldin im Roman das Mittel der Selbstjustiz wählt, fragt man sich als Leserin unwillkürlich, ob dies der richtige Weg sein kann. Wenn auch nicht moralisch, bleibt das extreme Vorgehen der Protagonistin stets nachvollziehbar und wirkt sogar altruistisch.
Die Erzählung ist insbesondere als Kritik an der südkoreanischen Gesellschaft zu verstehen. In der Spannung zwischen Moderne und Tradition stehen südkoreanische Frauen unter besonderem Leistungsdruck und sehen sich hohen Erwartungshaltungen gegenüber. „Plant Lady“ spiegelt diese Ambivalenz auf einer sehr spannenden Ebene, indem gut und böse, harmonisch und unmoralisch, gerecht und ungerecht nebeneinander bestehen. Betont nüchtern und in düsterer Atmosphäre wird hier Sozialkritik metaphorisch mit der Pflanzenwelt verwebt: Der heimelig wirkende Pflanzenladen ist zugleich ein Ort des Abgrunds, in dem Morde in Auftrag gegeben werden. Unkraut muss vernichtet werden, damit schöne Pflanzen genügend Kraft haben, über sich hinaus zu wachsen.
Dabei muss sich Minyoung Kang mit „Plant Lady“ nicht vor Vergleichen mit modernen Klassikern aus Südkorea wie „Die Vegetarierin“ von Han Kang und „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-joo verstecken. Die Autorin zerlegt alltägliche Ungerechtigkeiten und moralische Positionen auf sehr originelle Art und Weise. Einige Male bin ich ein paar Seiten zurückgesprungen, um die Bedeutung zwischen den Zeilen nochmals nachwirken zu lassen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das noch lange nachwirkt!
Mit „Plant Lady“ hat Minyoung Kang aus Südkorea einen feministischen Rache-Thriller vorgelegt. Das zentrale Thema ist die Frage nach der richtigen Antwort auf physische und psychische Übergriffe gegenüber Frauen. Während die Anti-Heldin im Roman das Mittel der Selbstjustiz wählt, fragt man sich als Leserin unwillkürlich, ob dies der richtige Weg sein kann. Wenn auch nicht moralisch, bleibt das extreme Vorgehen der Protagonistin stets nachvollziehbar und wirkt sogar altruistisch.
Die Erzählung ist insbesondere als Kritik an der südkoreanischen Gesellschaft zu verstehen. In der Spannung zwischen Moderne und Tradition stehen südkoreanische Frauen unter besonderem Leistungsdruck und sehen sich hohen Erwartungshaltungen gegenüber. „Plant Lady“ spiegelt diese Ambivalenz auf einer sehr spannenden Ebene, indem gut und böse, harmonisch und unmoralisch, gerecht und ungerecht nebeneinander bestehen. Betont nüchtern und in düsterer Atmosphäre wird hier Sozialkritik metaphorisch mit der Pflanzenwelt verwebt: Der heimelig wirkende Pflanzenladen ist zugleich ein Ort des Abgrunds, in dem Morde in Auftrag gegeben werden. Unkraut muss vernichtet werden, damit schöne Pflanzen genügend Kraft haben, über sich hinaus zu wachsen.
Dabei muss sich Minyoung Kang mit „Plant Lady“ nicht vor Vergleichen mit modernen Klassikern aus Südkorea wie „Die Vegetarierin“ von Han Kang und „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-joo verstecken. Die Autorin zerlegt alltägliche Ungerechtigkeiten und moralische Positionen auf sehr originelle Art und Weise. Einige Male bin ich ein paar Seiten zurückgesprungen, um die Bedeutung zwischen den Zeilen nochmals nachwirken zu lassen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das noch lange nachwirkt!