Berlin 1922 - Schatten einer Glitzerwelt

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Die Polizeiärztin Magda Fuchs steht vor einem ganz neuen Anfang. Neben ihrer Tätigkeit im Polizeipräsidium eröffnet sie im Haus ihrer Vermieterin in Charlottenburg eine eigene Praxis. Dieser Schritt stellt sie aber bald vor neue Probleme. Auch privat ergeben sich für Magda Veränderungen, sie heiratet wieder. Aber ist es die richtige Zeit, um an Kinder zu denken?
Auch im Leben der Mitbewohnerinnen ihrer Pension bleibt nichts wie es ist. Celia hat begonnen, Medizin zu studieren und lernt den charismatischen Edgar kennen und lieben. Fürsorgerin Ina kümmert sich weiterhin aufopferungsvoll um schutzbedürftige Kinder, was sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt. Journalistin Erika beschränkt sich nicht nur auf ihre Aufgaben als Journalistin. Setzt sich Anwältin Ruth wirklich für Frauenrechte ein? Doris ist ihrem Traum, Schauspielerin zu werden, ein Stück näher gekommen. Dann wird sie Opfer eines Verbrechens und gerät in einen Albtraum. Für Magda und ihren Kollegen, Kommissar Kuno Mehring, ergibt sich die Frage, ob ein Zusammenhang mit anderen Straftaten besteht.

Der Roman „Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Rausch“ ist der gelungene zweite Teil einer Trilogie des Autoren-Ehepaars Helene Sommerfeld. Wie bereits im ersten Teil beschreiben die Autoren das Leben der Menschen in Berlin, nunmehr im Jahr 1922. Im Mittelpunkte stehen wiederum Frauen, die sich in dieser Zeit behaupten müssen, jede auf ihre eigene Weise. Die bereits bekannten Protagonistinnen Magda, Ina, Doris, Erika, Celia und Ruth, leben in sicheren bürgerlichen Verhältnissen. Den krassen Gegensatz hierzu bilden die ärmlichen, zum größten Teil menschenunwürdigen Verhältnisse im Arbeitermilieu, mit denen Magda und Ina immer wieder konfrontiert werden. Dazu zählen Gewalt, Abtreibungen und Morde. Die Verzweiflung der Menschen, besonders der Frauen, wird spürbar. Vor allem auch die Ausweglosigkeit, diesem Dasein zu entrinnen. Im Gegensatz dazu steht das ausschweifende, luxuriöse Leben einer Oberschicht, die anhand von Celia und und ganz besonders von Edgar dargestellt wird. Die Autoren haben aber auch dem zunehmenden Antisemitismus der Bevölkerumg im Allgemeinen sowie der offenen Gewalt seitens der Staatsmacht gegenüber der jüdischen Bevölkerung Berlins Raum gegeben. Ebenso kommen die Anfänge nationalsozialistischer Ideen zum Ausdruck. Helene Sommerfeld ist erneut ein brillant recherchierter, fesselnder historischer Roman gelungen, der das Leben im Jahr 1922 in Berlin eindrucksvoll schildert. Die Leseprobe am Ende des Buches macht neugierig auf den zweiten Band. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, vergebe fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.