Ein umfassender Rückblick auf die 1920er

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Ich habe aus Büchern schon viel über diese politisch hochbrisante Zeit gelernt, aber dieses Buch hat meinen Horizont noch mehr erweitert, ein großes Lob an die Autoren für die präzisen Recherchen! Man erhält sehr tiefgreifende Einblicke in die Probleme dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg anhand einzelner Schicksale und Beobachtungen. Waren die Menschen zunächst noch froh, den Krieg hinter sich zu haben, und konnten wieder Spaß am Leben empfinden, kam es ganz schnell zu desolaten Zuständen, wie Hunger, Geldentwertung, Wohnungsnot usw.
Sehr schön wird dargestellt, in welch misslicher Lage sich viele Frauen befanden, die meist in völliger Abhängigkeit von ihren Männern lebten, so wurde z.B. Celia das Studieren von ihrem Ehemann verboten!!! Eine Abtreibung durfte nur mit Zustimmung des Ehemannes erfolgen!!! Eine Frau, die allein ins Kino oder in eine Kneipe ging, war äußerst ominös...es gibt noch viele Beispiele. Demzufolge sind die weiblichen Hauptprotagonisten als emanzipiert anzusehen, denn sie sind nicht bereit, sich unbegründet unterzuordnen, sondern haben ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein mit der Zielsetzung eines sinnerfüllten Lebens.
Auch die Aufklärung über körperliche Schutzmaßnahmen, wie z.B. Verhütung, war noch in den Anfängen, so dass die Zahl der Abtreibungen hoch war, meist natürlich illegal. Allen Ernstes wurden Kniebeugen gegen eine ungewollte Schwangerschaft empfohlen! Magda als Ärztin befindet sich in ständigem Dilemma: Abtreibungen sind verboten, aber ihr Herz möchte den Frauen helfen.....
So weit, so gut und sehr interessant. Was mir allerdings gefehlt hat, war ein roter Faden durch das Buch, die einzelnen Szenen wurden aneinandergereiht, teilweise sogar ohne deutlichen Zeilenabstand, so dass man dann plötzlich 'umschalten' musste. Außerdem fehlt mir in weiten Bereichen eine gewisse Spannung, die zum Lesen verlockt. Die Handlung plätschert gemütlich vor sich hin. Da ist z.B. der sogenannte frauenattackierende 'Schlitzer', der einen spannenden Einstieg bietet, dann aber nur noch untergeordnet erwähnt wird. Schade! Daraus hätte man mehr machen können.
Trotzdem ist das Buch lesenswert und informativ, ein Sternchen allerdings abgezogen aus oben genannten Gründen.