Elend und Emanzipation der 1920er

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pummelfee77 Avatar

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Im zweiten Band um Polizeiärztin Magda Fuchs geht es in der Hauptsache um ungewollte Schwangerschaften, Abtreibung und Verhütung. Im Mittelpunkt stehen Magda, die Jungschauspielerin Doris und Celia. Erika, Ina und Ruth sind hier nur schmückendes Beiwerk.

Während Magda ihre Beziehung zu Kuno festigt, schlittert Lia in eine Beziehung mit dem Industriellensohn Edgar und Doris muss einen Schicksalsschlag nach dem anderen verkraften und springt dem Tod von der Schippe.

Kuno und Magda haben einen Fall – jemand sticht Frauen im Scheunenviertel nieder – doch dieser steht nicht im Vordergrund und scheint zwischendurch ganz vergessen. Magda hat in ihrer neuen Praxis sehr viel zu tun und steht oft vor der zwiespältigen Frage dem hippokratischen Eid zu Folgen oder den Frauen ihr seelisches Leid zu nehmen. Frau Fahrland ist ihr da keine große Hilfe. Im Gegenteil, sie treibt mit ihrer Geldgier zunehmend einen Keil zwischen sich und die Ärztin.

Lia nimmt endlich wieder ihr ersehntes Medizinstudium auf und löst sich von ihrer Mutter. Auf der anderen Seite rutscht sie in eine Beziehung mit Edgar, wo sie doch ihre neu gewonnene Freiheit genießen wollte. Ihre Freundin Fini fristet derweil nach ihrer Hochzeit ein nicht mehr so behütetes und gutsituiertes Dasein.

Doris, die endlich ihr großes Ziel in greifbarer Nähe hat, muss einen Schicksalsschlag nach dem anderen hinnehmen und hätte dabei fast ihr Leben verloren. Doch sie sprüht vor unerschütterlichem Optimismus. In der Journalistin Erika hat sie eine Freundin und Unterstützerin gefunden, was sie ihrem Wunsch ein Glanz zu werden immer näher bringt.

Ich habe auch diesen Band gerne gelesen. Am meisten genossen habe ich die genaue Darstellung der Stimmung dieser Zeit, die ich fühlen und greifen konnte. Auch hat das Autorenpaar es geschafft reale historische Ereignisse einzuflechten ohne mich als Leser zu langweilen. Das Hauptthema um das Leid der Frauen und die beginnende Emanzipation wurde auch perfekt aufgegriffen und beschrieben – ohne den Leser zu schonen und ohne ihn zu zerstören. Während des Lesens des ersten Drittels war mir klar, dass ich den nächsten Band definitiv auch lesen werde. Der Schreibstil ist flüssig, die Wortwahl schön und deutlich.

Fazit: Wer gerne in das Berlin der 1920er Jahre mit all seinem Elend eintauchen möchte und dabei gerne tiefer in das Leben der Frauen dieser Zeit blickt sollte dieses Buch lesen. Wer hier einen Krimi erwartet wird enttäuscht werden auch wenn der Klappentext dies suggeriert.