nicht ganz so gut wie Teil 1

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petzi_maus Avatar

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"Das Leben, ein großer Rausch" schließt direkt an den ersten Teil "Das Leben, ein ewiger Traum" an, spielt in Berlin von Neujahr 1922 bis Anfang 1924. Man ist sofort wieder mittendrin in der Geschichte, die so lebendig und mitreißend geschrieben ist, und trifft alte Bekannte: die Polizeiärztin Magda, die junge Witwe Celia, die Tänzerin Doris, Fürsorgerin Ina, Journalistin Erika und Anwältin Ruth. Und man muss gleich um das Leben von Doris bangen, die niedergestochen wurde. Ebenso, wie einige andere junge Frauen, die als Prostituierte arbeiten.

Man liest wieder so viel über schreckliche Schicksale von Frauen und Kindern, und fühlt mit Magda mit, die allen helfen will.
Ihre gynäkologische Praxis läuft gut, doch ist sie immer mehr mit Abtreibungswünschen konfrontiert. Denn die immer stärker steigende Inflation und die extrem hohen Preise treiben immer mehr Menschen in noch größere Not, die Armut steigt und steigt, Kinder können nicht mehr ernährt werden, und oft ist Selbstmord die einzige Lösung. Die Kluft zwischen Arm und Reich im pulsierenden Berlin wird immer größer.

Mehrere parallel laufende Handlungsstränge halten die Spannung konstant aufrecht. Nur leider ist diesmal Magdas Arbeit als Polizeiärztin kaum relevant, Celias Privatleben zu sehr im Fokus und der anfangs spannende Kriminalfall des Schlitzers ist im Mittelteil kaum vorhanden und die Auflösung ging mir dann viel zu schnell und so nebenbei. Außerdem war es (für mich) offensichtlich, wer der Täter ist.

Der Roman behandelt somit also die wichtigen Themen Inflation und damit zusammenhängend steigende Armut, Selbstmordrate und Schwarzmarkt; die Abtreibungsproblematik, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und das selbständig-Werden der Frauen und somit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Dem Autorenpaar ist es wundervoll gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit lebendig einzufangen, mich zu berühren und in seinen Bann zu ziehen.

Zu Beginn gibt es ein Register aller handelnder Personen; in der vorderen Klappe findet man einen übersichtlichen Plan von Berlin im Jahre 1923; und in der hinteren Klappe Kurzbeschreibungen der starken, außergewöhnlichen Frauen Magda Fuchs, Ina Dietrich, Ruth Jessen, Celia von Liebenau, Doris Kaufmann und Erika Hausner.


Fazit:
Teil 2 der Polizeiärztin-Reihe im Berlin 1922 bis Anfang 1924. Eine mitreißende fiktive Geschichte, eingebettet in historische Fakten. Leider geht diesmal Magdas Arbeit als Polizeiärztin unter und auch der Kriminalfall gerät in den Hintergrund. Ansonsten wieder fesselnd geschrieben.