Spannend geht es weiter

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meinekleinebüchersucht68 Avatar

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Berlin 1922
Magda Fuchs scheint in Berlin angekommen zu sein. Ihre Arbeit als Polizeiärztin ist zwar hart, aber dennoch will sie diese nicht missen. Als ihr eines Tages Praxisräume angeboten bekommt, greift sie zu und kann sich so einen langersehnten Traum erfüllen. Allerdings währt die Freude nicht allzu lange. Immer öfters eckt sie mit ihrer Praxisgehilfin, die auch ihre Vermieterin ist, an und stößt dabei an ihre moralischen Grenzen. Aber nicht nur dies bereitet ihr große Sorgen, auch privat ziehen einige dicke Wolken herein. Sie liebt zwar Kuno, aber wird sie jemals ihre eigene Familie gründen können?
Zeitgleich studiert die junge Celia weiterhin Medizin und auch sie steht vor beruflichen und privaten Entscheidungen. Ihre große Liebe heißt Edgar, aber immer öfters zeigt er sich von einer Seite, die ihr Angst macht. Karriere oder Kind?

Mit großer Begeisterung las ich im März 2021 den Auftaktband Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum von dem Erfolgsautorenpaar Helene Sommerfeld, der mit einem fiesen Cliffhanger endete. Es gibt nichts Schlimmeres als diese Ungewissheit, wie es mit den Protagonisten weitergehen wird und so wartete ich neugierig und mit voller Vorfreude auf den zweiten Teil, der jetzt im Oktober 2021 unter dem Titel Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch im dtv Verlag erschienen ist. Endlich geht es mit Magda Fuchs und Co weiter….
Wie schon im ersten Band konnte mich der flüssige und bildhafte Schreibstil wieder fasziniert und so tauchte ich in die Geschichte von Magda Fuchs ein und ab. Bereits ab der ersten Seite war es wie ein nach Hause kommen, denn sofort traf ich liebgewonnene Charaktere, die mich schon im ersten Band mit ihrem Handeln und Tun überzeugen konnten. Polizeiärztin Magda Fuchs, Celia Fahrland, Kuno Mehring, Doris Kaufmann, Edgar Hinnes oder die rasende Journalistin Erika Hausner. Wer den ersten Teil gelesen hat, wird mit Beginn dieses Bandes merken, wie nahtlos der Übergang ist. Sofort findet sich der Leser beim Silvesterball im Admiralspalast im Jahr 1922 wieder. Ein brutaler Überfall überschattet dieses prunkvolle Ereignis und das tragische bei der Sache ist, dass keiner was gesehen hat. Jetzt heißt es für den Kriminalkommissar Kuno Mehring den Täter zu suchen bzw. zu finden. Aber nicht nur dieses Ereignis überschattet Berlin, sondern auch die politische und wirtschaftliche Lage in der Stadt ist mehr als nur dramatisch. Die Politik gerät mehr und mehr in Schieflage. Tagtäglich nehmen die Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung zu. Entweder müssen sie sich körperlichen Angriffen zu Wehr setzen oder ihre Geschäfte werden zerstört bzw. geplündert. Aber nicht nur die politische, sondern auch die wirtschaftliche Lage ist mehr als bedrohlich. Zusehens verliert das Geld an Wert und die Preise schießen in die Höhe. Viele Menschen wissen keinen anderen Ausweg als sich illegal auf dem Schwarzmarkt Lebensmittel zu besorgen oder sogar Selbstmord zu begehen. Anschaulich und eindrucksvoll hat Helene Sommerfeld diese schweren Jahre eingefangen und wieder gespiegelt. Während des Lesens kann man die Angst der Berliner spüren, die sich dieser harten Zeit aussetzen mussten. Aber die Handlung soll kein Geschichtsbuch werden und somit wenden wir uns wieder den Hauptpersonen Magda Fuchs und Celia Fahrland zu. In dieser schweren Zeit kann Magda Fuchs ihren langersehnten Traum erfüllen und ihre eigene Praxis eröffnen. Sie möchte für ihre Patientinnen da sein und ihnen helfen, aber was man von ihr verlangt übersteigt ihre eigenen Vorstellungen. Sie soll Abtreibungen durchführen und genau dies ist das, was sie nicht machen will. Zudem kommen noch private Sorgen hinzu, denn sie überlegt, ob sie mit ihrem Mann Kuno nicht eine Familie gründen möchte. Aber Beruf und Familie geht das überhaupt? Celia Fahrland hat ihr Glück gefunden. In ihrem Medizinstudium kommt sie gut voran und auch mit ihrer neuen Liebe Edgar scheint sie glücklich zu sein, aber Edgars Verhalten macht ihr mehr und mehr zu schaffen. Hinzu kommen auch noch familiäre Probleme, die ihr Leben überschatten. Aber es gibt auch einen Lichtblick am Horizont, aber wird sie dafür ihre Freiheit opfern müssen?
Auch mit ihrem zweiten Band konnte mich das Autorenduo Sommerfeld in ihren Bann ziehen und eins kann ich definitiv sagen: die beiden verstehen ihr Handwerk und haben eine brillante Arbeit geleistet. Dank der akribischen und detaillierten Recherchen, die sie über die zwanziger Jahre Berlins geführt haben, wurde die Authentizität der Handlung perfekt unterstrichen. Aber nicht nur die geschichtlichen Details trugen dazu bei, sondern auch die Charaktere, die durch ihr lebensnahe Auftreten die Geschichte brillant abrundeten. Sommerfeld geben den Figuren nicht nur einen Platz, sondern lassen sie wachsen, so dass sich der Leser mit ihnen identifizieren kann. Für mich ist die Handlung Leben, denn irgendetwas passiert immer und seien es nur Kleinigkeiten. Einen Stillstand gibt es nicht und so mag ich es auch. So mochte ich dieses Buch kaum noch aus den Händen legen, denn ich wollte wissen wie es weitergeht. Selbst das dickste Buch mit über 500 Seiten findet mal ein Ende und so endet dieses wieder mit einem Cliffhanger. Schade, jetzt heißt es bis Anfang nächsten Jahres warten.

Für mich war es wieder ein Lesehighlight, dass ich unbedingt weiterempfehlen will.
5 von 5 Sternen!!