Wenn Eltern ihre Kinder vermarkten...brisanter Social Media-Thriller!

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duenefi Avatar

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"Poppy" von Kristine Getz ist als Taschenbuch mit 432 Seiten im Juni 2022 beim Ullstein Verlag erschienen.
Das Cover lässt auf den ersten Blick nicht unbedingt einen Thriller vermuten, da es farbenfroh gestaltet ist, aber der Untertitel verrät dann mehr und macht neugierig...
Das Thema des Thrillers ist nicht ganz neu, dafür aber ausgesprochen brisant.
Lotte Wiig, Influencerin, und ihr Mann Jens teilen das Leben ihrer 2jährigen Tochter Poppy auf Instagram mit ihren Followern. Als Poppy an ihrem Geburtstag bei den Großeltern übernachten soll, verschwindet sie plötzlich...
Die Osloer Kommissarin Emer Murphy, die eigentlich krankgeschrieben ist und Psychopharmaka einnimmt, fühlt sich von dem Fall persönlich berührt und fängt zusammen mit ihrem Kollegen Mons an zu ermitteln. Sie hat eine außergewöhnliche Wahrnehmung, hierfür muss sie allerdings die Medikamente absetzten und riskiert einen Rückfall. So wird dieser Fall für Emer Murphy sehr persönlich...
Kristine Getz hat hier ein aktuelles und hochsensibles Thema aufgegriffen, denn trotz aller Aufklärung und Warnungen ist vielen Menschen nicht klar, dass sie potentiellen Tätern Tür und Tor öffnen und Anreize schaffen, wenn sie ihre Kinder permanent im Internet posten. Ja, anfangs ist es sicherlich schön und schmeichelhaft, möglichst viele Likes zu bekommen, dann wird es zur Sucht. Und wenn man dann noch damit Geld verdient wird, steht das Kind spätestens hier zwar im Rampenlicht, die Wichtigkeit seiner Persönlichkeit aber absolut im Hintergrund, denn die Follower sind ja viel wichtiger...Das ist eine ganz schlimme Geschichte und darum wollte ich "Poppy" auch unbedingt lesen.
Das Buch ist kurzweilig geschrieben und hat mich auch berührt, aber irgendwie konnten mich die Protagonisten nicht so recht überzeugen. Sie blieben mir ein wenig zu flach, und ich konnte mit ihnen nicht viel anfangen.
Das nahm dem Plot die Spannung, so dass das Geschehen sich teilweise etwas in die Länge zog.
Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, wie jemand solch eine Gier nach Aufmerksamkeit über sein Privatleben stellen und sein Kind regelrecht vermarkten kann - das finde ich abscheulich...
Das Ende war dennoch überraschend und schlüssig.
Alles in allem ein Thriller, der mit einer brisanten Thematik und einer außergewöhnlichen Ermittlerin aufwartet, mir persönlich aber leider nicht so gefallen hat.