Das Gefühl von Schuld

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Porträt auf grüner Wandfarbe, Familienroman von Elisabeth Sandmann, EBook von Piper ebooks.
Eine faszinierende Spurensuche mit starken Frauenpersönlichkeiten und besonderen Schicksalsorten, eine Geschichte über Hoffnungen und Träume, Schuld und Vergebung.
Gwen erhält einen Anruf von ihrer Tante Lily, ob sie mit ihr eine Reise in die Vergangenheit der Familie unternehmen will. So gerät Gwen tief in die Geschehnisse über eine komplizierte Freundschaft sehr unterschiedlicher Frauen die Jahrzehnte übersteht, Geheimnisse offenbart und dramatische Familienzusammenhänge aufdeckt.
Umfangreiche Kapitel sind mit Schlagworten die den Inhalt zusammenfassen überschrieben. Tagebucheinträge und Briefe erscheinen kursiv deutlich gemacht. Mehrere Zeitebenen und Rückblicke ziehen sich durchs ganze Buch, durch den Wechsel wurde die Spannung zusätzlich befeuert. Hauptsächlich erscheint die Erzählung aus der Sicht von Ella und Gwen. Die Autorin schreibt flüssig und mit viel Gefühl für die jeweilige Epoche, besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen vom Setting, die Landschaften, die Städte und Gebäude, doch auch die handelnden Charaktere hatte ich direkt vor Augen.
Hier handelt es sich um eine extrem komplexe Geschichte, die sehr langsam in Fahrt kommt. Zusammen mit den Tagebüchern von Ella bin ich mit Gwen in die Familiengeschichte eingetaucht. Anfangs hätte ich es sehr hilfreich gefunden ein Personenregister zu haben um dort die Vielzahl der Personen überblicken zu können. Ich habe mir selbst auf einem Zettel die Zusammenhänge und Familienverbindungen notiert um mich besser zurechtzufinden. Was am Anfang im Zusammenhang noch sehr verwirrend ist, klärt sich jedoch im Laufe der Lektüre. Insgesamt fand ich jedoch, dass es sich hier um ein wenig zu viele Lügen, Geheimnisse und dunkle Verstrickungen gehandelt hat. Etwas weniger davon, wäre nachvollziehbarer gewesen. Und immer wenn es eine Phase gab, in der Gwen die Zusammenhänge nicht mehr überblicken konnte war da ein verstaubter Koffer eine vergessene Truhe, ein vergilbter Brief oder in einem Versteck ein Puzzle-Teilchen, wie aus dem Hut gezaubert. Ich empfand es insgesamt ein wenig zu dick aufgetragen. Da wäre weniger mehr gewesen.
Trotzdem hat die Geschichte einen starken Sog auf mich ausgeübt, sie war voller Emotionen, Gefühle und vor allem haben mich die starken Frauen beeindruckt. Außerdem fand ich sie faszinierend, weil ich selbst gerne in alten Briefen Fotoalben und Familiengeschichten stöbere. Das große Familienrätsel, blieb bis zum Ende spannend. Meine Lieblingsfigur war Ella, sie hat mit Abstand die größte Entwicklung gemacht. Auch Jola Frau Huber und Onkel Theo konnte ich gut leiden. Nimmermüde hat Ella es aus ärmlichsten Verhältnissen nach oben geschafft, einzig mit der aussichtslosen Liebe, bzw. Bewunderung für Jacob hat sie mich enttäuscht, er hatte stets nur Augen für Eine, Ella wurde m. E. nur ausgenutzt. Ilsabé scharfzüngig und verletzend mit ihrer Oberflächlichkeit, ihrem Standesdünkel und ihrem Egoismus fand ich unerträglich, trotz Altersmilde fand ich sie immer noch unsympathisch.
Insgesamt habe ich das Buch genossen, interessante Figuren, spannende Familienheimlichkeiten, erschütternde Schicksalsschläge, die Autorin hat wirklich keine Begebenheit in der Zeitgeschichte ausgelassen, das zeugt von einer gründlichen Recherche. Deshalb eine Leseempfehlung, für die Fans von spannend erzählter Weltgeschichte entlang Familiengeheimnissen.
Von mir dafür 4 Sterne.