Imposanter Familienroman

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Imposant und mitreißend kommt dieses Buch daher, mehr als ein Roman. Es handelt sich eher um ein Geflecht, das komplex ineinander greifend erzählt wird.

Auf zwei Zeitebenen, Vergangenheit ab 1918 und Gegenwart ab 1992, erzählt Elisabeth Sandmann die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen, Ilsa und Ella. Beide sind unauflöslich, nah und phasenweise schmerzhaft miteinander verbunden. In einer gehaltvollen Story erzählt und in einem vielschichtigen Familiengeflecht eingebettet, gelingt der Autorin eine Familienevolution zu schreiben, in der Schweigen über die eigene Familiengeschichte zum Kern des Problems wird. Geheimnisse werden wohl gehütet, Schuld hin und her geschoben, Lösungen durch Unterschlagen zu erzwingen versucht. „Der Regen kehrt nicht mehr nach oben zurück“, wird über die Vergangenheit gesprochen. Ans Licht gelangt und in die Gegenwart gebracht wird die Story durch Ilsas Enkelin Gwen und deren Recherchen in alten Aufzeichnungen, Gesprächen im Hier und Jetzt sowie einer Reise nach Polen. „Gwen war in eine Familiensaga geraten, und ihr schien es, als käme ihr als zentraler Figur nun die Schlüsselrolle zu, über Verlauf und Ende dieses vor langer Zeit begonnenen Romans zu bestimmen. Sie war es, die die nächsten Kapitel schreiben würde.“

Auch wenn Bösewichte hier schwarz oder weiß gemalt werden, damit die emotionale Betroffenheit beim Leser / bei der Leserin gnadenlos erzeugt wird, ist das Buch kein einfaches. Anspruch besteht in dem Familienkonstrukt, das durch eine Teilauflistung der handelnden Personen auf dem Lesezeichen zu verstehen erleichtert soll. Das gelingt jedoch nicht ganz, ein echtes Personenregister hätte wahrlich geholfen. Der Schreibstil wiederum nimmt mit, ist flüssig, phasenweise etwas langatmig.

Dieses Buch ist für alle Freunde von Beziehungskisten, Familiengeschichten und historischen Romanen geeignet. Für diese spreche ich eine Leseempfehlung aus.