Aus Alices Sicht

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sapere_aude Avatar

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Eine taube britische Prinzessin, gestrandet in Griechenland, verheiratet, fünf Kinder, in einem Haus, das längst kein Palast mehr ist und in dem besonderes Essen nur auf den Tisch kommt, wenn die Prinzessin ihre gestrickten Topflappen erst zu Geld und dieses dann auch wirklich zu Lebensmitteln gemacht hatte. Prinzessin Alice ist in jeder Hinsicht eine ungewöhnliche Frau in herausfordernden Zeiten.
Die Mutter des Königsgatten Philip hat Armut, Vertreibung und Flucht erlebt und vor allem auch Zurückweisung und Missverständnis sowie den Versuch, ihr "Leiden", womit nicht die Taubheit gemeint ist, mit radikalen Mitteln zu kurieren. Aber aus dem Ungewöhnlichen wächst auch eine Kraft und ein Freiheitsraum, den Prinzessin Alice für sich zu nutzen versteht.
Das Buch erhält seinen besonderen Reiz daraus, dass die Geschichte aus Alices Sicht mit einem schonungslosen Blick und einer sehr klaren Einschätzung auf sich selbst und ihre Umgebung geschildert wird. So gerät insbesondere auch ihre Schwägerin Marie, die Vertraute Siegmund Freuds, in eine völlig neue Perspektive. Und Irene Disches fast sarkastischer Stil und Direktheit passen dazu perfekt.