Das zerbeulte Krönchen
Ein schlankes Buch oder auch ein Büchlein, prall gefüllt mit tatsächlichen Eckdaten der Monarchie, aber auch mit viel Fiktion. Alice wird taub geboren, gehört dem Hochadel an (Queen Victoria ist ihr Urgroßmutter und ihr Sohn Philipp, der zum Ehemann von Königin Elisabeth II wurde) sind einige ihrer direkten Verwandten. Alice von Battenberg (später Mountbatten) hatte ein ereignisreiches Leben, das jedoch kein glorreiches, adeliges Leben war, sondern eher geprägt von Außenseitertum, religiöser Inbrunst, weggesperrt werden und Kontaktverlust zu ihren 5 Kindern. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Form von Alice selbst und so wird nun auch ihre Wahrheit veröffentlicht. Sie spricht und verbindet sich mit Gott, der ihr wohl so etwas wie Heimat und Stabilität gibt, ansonsten irrt eher in sich verschlossen durchs Leben. Aus der Psychiatrie entflieht sie, das griechische Schloss verliert sie und ihre Kinder gehen in Abstand. Irene Dische hat der Prinzessin Alice eine schillernde, aber auch zugewandt freundliche Biografie geschrieben, die zwischen Fiktion und Wahrheit changiert. Für alle, die nicht im Hochadel zu Hause sind, die sich nicht für verzweigte Adelsgeschlechter und Monarchie interessieren, für die wäre ein dokumentarischer Anhang oder zumindest ein Ausdruck aus Wikipedia hilfreich. Denn ohne den realen Adelsbezug ist die Story verwirrend und bleibt irgendwie unverbunden, auch wenn der Schreibstil von Irene Dische spannend, flüssig und ideenreich ist. War nun Alice tatsächlich verrückt oder ist dies eher eine Frage der Perspektive? Schön, dass Frau Dische dieser Figur ein sehr persönliches Gesicht gegeben hat.