Die unbekannte Schwiegermutter der Queen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
tsubame Avatar

Von

Eigentlich sind Adelsgeschichten nicht mein Ding, aber wenn es um jemanden geht, der zu einem so berühmten Zweig wie der englischen Königsfamilie gehört, ich von dieser Prinzessin Alice allerdings noch nie gehört habe, dann macht mich das doch neugierig.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen eigentlich 3 Frauen: Da ist zum einen die Titelheldin, schön, gehörlos und eine Meisterin im Lippenablesen, die - glaubt man Irene Dische - so inbrünstig beten konnte, dass sich dieses Gefühl in einem Orgasmus entlud - sehr zum Missfallen ihrer Töchter, denen ihre Mutter peinlich war und ihrer Schwägerin Marie Bonaparte, die selbst als frigide galt.

Während Alice Gott liebte, betete Marie Sigmund Freud an. Die Dritte im Bunde war die lebenslustige Schwägerin Edwina Mountbatten, die ihre Familie vor allem mit ihrem beträchtlichen Vermögen unterstützte.

Auf Betreiben von Marie wird Alice von Sigmund Freud untersucht. Dieser diagnostiziert bei ihr Schizophrenie und Alice wird gegen ihren Willen in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Die Behandlung von Frauen, die als hystherisch galten, beinhaltete im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auch die Bestrahlung der Eierstöcke, eine Prozedur, die auch Alice nicht erspart blieb.

Das Interessante an dem Buch ist eigentlich, dass all diese Erlebnisse aus Sicht Alices erzählt werden. Diese galt als "verrückt", weil sie sich z.B. für die Frau Buddhas hielt, und so befindet man sich als Leser(in) direkt in ihrem Kopf und lauscht ihrer Sicht der Dinge. Vielleicht war Alice von Battenberg ja ein bisschen verrückt, aber sie war auch sehr wohltätig und soll eine jüdische Familie vor dem Holocaust in Griechenland versteckt haben. Und sie liebte ihren einzigen Sohn Philip, den späteren Ehemann Queen Elizabeths.

Dennoch blieb sie das schwarze Schaf der Familie, wobei ihre Verrücktheit in heutiger Zeit eher harmlos anmutet, wenn man sie mit den jetzigen Skandalen der königlichen Familie vergleicht.

Die Geschichte ist flott und kurzweilig erzählt und man kann wohl sagen, dass die unter den Teppich gekehrten Geschichten, doch immer noch die interessantesten sind.