Eine seltsame Frau

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throki Avatar

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Bei meinen Recherchen zum Hintergrund von Prinzessin Alice von Battenberg (später Mountbatten) stieß ich auf ein Foto, das sie zusammen mit ihrem Sohn Prinz Philipp zeigt. Sie trägt eine Art weißen Nonnenhabit und aus dem Buch weiß ich, dass sie versucht hat einen katholischen Orden zu gründen.
Verrückt im Sinne von ver-rückt war sie wirklich. Sie wurde taub geboren, heiratete einen Prinzen von Griechenland, musste mit ihren fünf Kindern fliehen und kam bei ihrer reichen Schwägerin Marie Bonaparte im Dienstbotenhaus unter, war mehrfach wegen angeblicher Schizophrenie in Sanatorien und starb im Buckingham Palace, nachdem Philipp sie zu sich geholt hatte.
Aus dem Buch erfährt man davon recht wenig. Alice schildert als Ich-Erzählerin Teile ihres Lebens und aus dieser Innensicht ihre Einsamkeit, ihre extreme Hingezogenheit zu Gott, die Ablehnung durch ihre Töchter. Irene Dische ermöglicht mit diesem Kunstgriff, dass wir der Frau näherkommen, aber vieles bleibt trotzdem im Dunkeln.
Es hilft, wenn man sich über die Familie und Alices Hintergrund zusätzlich informiert, denn sonst schweben die Informationen, die man aus dem Buch erhält, im luftleeren Raum.
Dische schreibt wie gewohnt gut und intensiv, das kennt man aus ihren vorigen Büchern. Dass Prinzessin Alice dem Leser trotzdem fremd bleibt, liegt vermutlich weniger an der Autorin als an der abgeschotteten Lebensweise der Hauptfigur.