Der Unsichtbare

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sissidack Avatar

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Die Handlung des Romans entwickelt sich in eine andere Richtung als aus der Leseprobe zu erwarten war. Evan Smoak entpuppt sich nicht als der selbstlose Retter hilfsbedürftiger Kinder und Jungendlicher. Er ist im Roman hauptsächlich damit beschäftigt, sich selbst aus einer fast aussichtslosen Lage zu befreien. Der Autor beschreibt die Entwicklung des bestens ausgebildeten, ja wie soll ich ihn bezeichnen, Mitgliedes einer Spezialeinheit der Regierung, in Abschnitten durchaus anschaulich. Ohne in Details der Ausbildung zu gehen, ist dem Leser von Anfang an klar, dass Evans Einheit und speziell er selbst, ein mit allen notwendigen Kampftechniken, umfassendem Computerwissen, hohem Allgemeinwissen, und Skrupellosigkeit ausgestatteter Mörder ist. Von Kindheit an minuziös ausgebildet mit nur diesem einen Ziel. Das Projekt Orphan besteht aus mehreren solcher Kämpfer und Kämpferinnen, die ihre Aufträge auf der ganzen Welt pflichtbewusst "zum Wohle" ihres Landes erfüllen. Als sie eines Tages nicht mehr gebraucht werden, muss Evan schnellstmöglich "unsichtbar" werden. Seine Vorgesetzten beschließen, ihn töten zu lassen. Er weiß einfach zu viel. Evan verschwindet. Gut geschult, wie er ist, baut er sich eine Identität - die eigentlich nur belegt, dass es ihn nicht mehr gibt. Er kann mit Hilfe moderner Computertechnik ausreichend finanzielle Mittel auf eines seiner weltweit verteilten Konten transferieren und könnte sorgenfrei leben. Er beschließt, da ein mitfühlender Kern in ihm steckt, Kindern und Jugendlichen aus problematischen Situationen zu helfen - ohne sich dafür bezahlen zu lassen. Als Evan dann selbst in die Klauen eines skrupellosen Verbrechers gerät, beginnt sein bisher größtes Abenteuer. (Wie ich finde, auch das des Autors.) Mit all dem Sammeln von Informationen während Evans Haft verblüfft der Autor den Leser mit welchen Kleinigkeiten in den richtigen Händen große Effekte zu erzielen sind. Jedoch die mehrfache detailgenaue Beschreibung der Kampfszenen langweilen mit deren Häufung. Ein absolutes Ansteigen der Spannungskurve bringt die überraschende Rettung Evans durch seinen tot geglaubten Mentor. Dieser Abschnitt inklusive der aufklärenden Gespräche zwischen den beiden Männern, hat mir ausnehmend gut gefallen. Hauptsächlich weil hier viel aus Evans Kindheit aufgeklärt wird.
Die Vernichtung der Verfolger und Peiniger Evans runden den Roman gedanklich ab.
Eine Tür für die Fortsetzung durch eine Folgegeschichte lässt der Autor diskret offen, in dem er anreißt, das Orphan X auch weiterhin als Helfer nach Anruf auf seinem Telefon fungieren wird. Das Gute hat gesiegt.
Anmerkung für den Autor: Herr Gregg Hurwitz, es wäre schön, wenn Orphan X weiter agieren dürfte.