Nicht ganz so perfekt wie Band 1, aber immer noch ziemlich gut!

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lovely_lila Avatar

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* Die Rezension enthält leichte Spoiler! *

~ Ein absolut unterhaltsamer, spannender Thriller, der dieses Mal allerdings mehr auf ruhige Töne als auf actionlastige Momente setzt (auch wenn es die durchaus gibt). Hier bietet uns der Autor die Möglichkeit, unseren Lieblingskiller Evan Smoak von einer anderen, düstereren und verletzlicheren Seite kennenzulernen und überrascht mit mancher unerwarteten Wendung. Ganz so perfekt wie der erste Band ist dieser allerdings nicht geworden. Für Fans des ersten Teiles trotzdem ein Muss. ~

Inhalt

Der Nowhere Man – Evan Smoak – bekommt einen neuen Auftrag. Er soll einem Mädchen helfen, das kurz davor ist, Opfer eines Mädchenhändlerrings zu werden. Doch beim Ausführen seines Auftrages geht unerwartet etwas schief und er wird entführt. Als er erwacht, befindet er sich in einem luxuriösen Zimmer mitten in den Bergen. Wer ist sein Entführer und was will er von Evan? Und wird es Evan gelingen, sich zu befreien und das Mädchen zu retten, das ohne seine Hilfe eine schreckliche Zukunft erwartet?

Informationen

Einzelband oder Reihe: Buch #2 der Reihe um Evan Smoak und die Orphans
Erzählstil: Figuraler Erzähler, mit Einschlägen eines auktorialen Erzählers, meist Präteritum;
Perspektive: hauptsächlich aus männlicher Perspektive, hin und wieder auch aus weiblicher Perspektive
Kapitellänge: kurz (meist nur wenige Seiten)

Tiere im Buch

-/+ Es werden zwar keine Tiere gequält, es werden im Buch jedoch mehrere Tiere getötet. Bei einem Hirsch wird der Tod detailliert beschrieben. Der Protagonist ist am Tod der Tiere unschuldig und verschont sogar an einer Stelle zwei Hunde.

Thema Tierversuche im Buch: Einmal liest man im Buch von einem ganz und gar schauderlichen Tierversuch, bei dem Ratten an den Seiten zusammengenäht werden. Ich hoffte noch, dass das alles der Fantasie von Gregg Hurwitz entsprungen ist, dachte mir aber gleichzeitig: So etwas Krankes kann sich kein Autor ausdenken! Und wirklich: der Tierversuch hat genau so stattgefunden. Ich könnte ÜBERGEBEN, wenn ich von solch einer sinnlosen, barbarischen Tierquälerei lese. Denkt irgendjemand von diesen vom rechten Weg abgekommenen Wissenschaftlern eigentlich jemals daran, was so ein Versuchstier durchlebt und wie sehr es leidet? Der Tierversuch wurde zwar nur am Rande erwähnt, aber wenn ich von so etwas lese, werde ich so wütend ob so viel Schmerz, Leid und menschlicher Dummheit, dass ich mich nicht mehr länger auf das Buch konzentrieren kann!

Deshalb an alle, die sich über (grundsätzlich absolut unnötige) Tierversuche informieren wollen und gegen Tierleid sind: Besucht bitte die Website oder Facebook-Seite von „Ärzte gegen Tierversuche“ – das ist ein Verein, der von (Tier-)Ärzten, Wissenschaftlern und Biologen gegründet wurde und der tierversuchsfreie Forschung fördert und schon einiges erreicht hat. Wenn ihr etwas an dieser Welt ändern wollt: Fangt an dieser Stelle an, unterstützt den Verein und zeigt, dass ein solcher Umgang mit Tieren von der Bevölkerung nicht hingenommen wird. Danke an jeden, der vorbeischaut!

Nun aber zum sachlichen Teil meiner Rezension:


Meine Meinung

Einstieg & Schreibstil

Der Einstieg fiel mir dieses Mal leider nicht so leicht wie beim ersten Band. Im Gegenteil, zwischendrin gab es ein paar Kapitel, die sich etwas zogen. Das liegt allerdings am Aufbau und am Handlungsverlauf des Buches. Der filmische Schreibstil ist wie auch beim ersten Band äußerst flüssig und angenehm zu lesen. Dem Autor gelingt es mit relativ einfachen Sätzen, Spannung und teilweise ein starkes Tempo zu erzeugen. Das Buch wirkt stellenweise beinahe wie ein Actionfilm. Mir waren die Kampfabläufe dieses Mal teilweise etwas zu detailliert und kompliziert beschrieben. Zusätzlich konnte ich mit den Waffennamen und Namen der einzelnen Nahkampftritte und – schläge nur wenig anfangen. Hier musste ich manchmal Google befragen.

Wie blutig schreibt Gregg Hurwitz?

Ziemlich blutig! Evans Mordmethoden sind teilweise sehr „kreativ“ und werden sehr anschaulich und detailliert beschrieben. Sensible sollten hier vorsichtig sein.

Protagonist & Personen

Wie auch schon letztes Mal ist die größte Stärke dieses Thrillers wieder sein gnadenlos sympathischer Protagonist. Ich entwickelte beim Lesen des ersten Buches eine ausgeprägte Schwäche für diesen absolut durchschnittlich aussehenden „Geheimagenten“, die sich in diesem Buch nur weiter vertieft hat. Ich denke, es ist die Mischung aus Evans sozialer Unbeholfenheit, seiner schwierigen Kindheit und der Menschlichkeit und dem Humor, die er über all die Jahre behalten hat, die ihn so sympathisch macht. Es macht immer Spaß, sich überraschen zu lassen, welche Lösungen Evan auch in den schwierigsten Situationen einfallen. Hier ist dem Autor also auf jeden Fall eine großartige Figur gelungen, die ich einfach total mag. Egal wohin Evans Reise also weiter führen wird, ich bin sicher auch beim nächsten Band wieder mit an Bord!

Einziges Manko, was die Personen betrifft: Ich denke, dass der Autor Mia und Peter einfach zu sehr mag, weil er Evan einfach nicht richtig von ihnen loskommen lässt – dabei finde ich beide ziemlich nervig und unsympathisch und würde mir für Evan jemand Besseren wünschen. Naja, vielleicht ja im nächsten Band. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Atmosphäre

Der Schauplatz in den Bergen ist gut gewählt. Der Autor scheint den LeserInnen diese eisige Kälte des Winters förmlich durch die Seiten zuzupusten. Beim Lesen kommt es schon mal vor, dass man fröstelt, weil es scheint, als wäre die Temperatur im Zimmer gesunken. Als absoluter Wintermensch, der mit dem Sommer wenig anfangen kann, war dieser Thriller wie ein wundervoller klimatischer Urlaub. Sein gut abgesichertes Gefängnis hat zudem eine beklemmende Wirkung, denn Evan scheint durch die Übermacht der Feinde chancenlos.

Spannung

Dieser Band unterscheidet sich stark vom ersten Band, von dem ich absolut begeistert war. Das liegt daran, dass es in diesem Buch weniger Action und weniger Handlung gibt, weil Evan einen großen Teil des Buches in Gefangenschaft verbringt. Dadurch wird stellenweise viel Tempo herausgenommen, was gleichzeitig natürlich Vor- und Nachteile hat. Besonders in der ersten Hälfte hätte es mehr Spannung sein dürfen, denn die Geschichte schreitet (im Vergleich zum ersten Band) eher gemächlich voran. Ab der Hälfte aber kommt Bewegung in die ganze Sache und der Autor überrascht mit mancher unerwarteten Wendung.

Idee & Themen

Da dieses Mal weniger passiert und es weniger Action gibt, konnte sich der Autor dafür in diesem Buch mehr Zeit für die ruhigen Töne nehmen. Evan geht an seine Grenzen, dringt durch seine Gefangenschaft an dunkle Orte seines Inneren vor. Gefühle wie Bereuen, Verzweiflung und Trauer stehen im Mittelpunkt und lassen dadurch die LeserInnen noch näher an den Protagonisten heran. Es war schön, noch mehr über Evan herauszufinden. Die kleinen Rückblicke in die Vergangenheit (die es auch im ersten Teil schon gab) lassen uns an der Vergangenheit und Kindheit des Retters und Kämpfers teilhaben.

Mein Fazit

Ein absolut unterhaltsamer, spannender Thriller, der dieses Mal allerdings mehr auf ruhige Töne als auf actionlastige Momente setzt (auch wenn es die durchaus gibt). Hier bietet uns der Autor die Möglichkeit, unseren Lieblingskiller Evan Smoak von einer anderen, düstereren und verletzlicheren Seite kennenzulernen und überrascht mit mancher unerwarteten Wendung. Ganz so perfekt wie der erste Band ist dieser allerdings nicht geworden. Für Fans des ersten Teiles trotzdem ein Muss!

Auch der nächste Band ist für mich wieder ein Must-Read, an dem kein Weg vorbeiführt! (Eine Verfilmung ist übrigens in Planung! Yay!)

Bewertung:

Idee: 4 Sterne
Ausführung: 4 Sterne
Schreibstil: 4 Sterne
Personen: 4 Sterne
Hauptperson: 5 Sterne ♥
Spannung: 3,5 Sterne


Insgesamt:

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Dieses Buch erhält von mir 4 solide Lilien!