Sein Credo: Lasse niemals einen Unschuldigen sterben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
hennie Avatar

Von

„So gut Orphan X auch war, dieses Buch ist noch besser.“ So urteilt Booklist über „Projekt Orphan“. Ich kann das so nicht bestätigen, da ich den ersten Band nicht kenne.
Doch diese vorliegende Geschichte hat alles, was ein guter Thriller braucht. Gregg Hurwitz beherrscht dieses Metier exzellent. Ich habe mich keine Minute gelangweilt beim Lesen der fesselnden Lektüre.

Nach Jahren des Mordens im Regierungsauftrag als Elitekämpfer unter seinem Decknamen „Orphan X“, stieg Evan Smoak aus. Seitdem wird er erbarmungslos von seinen alten Auftraggebern gejagt. Getarnt als harmloser Handelsvertreter nutzt er seine hervorragende Kämpferausbildung, um Menschen aus hoffnungslosen und gefährlichen Situationen zu retten. Für sie ist er der „Nowhere Man“, der unter einer bestimmten Telefonnummer zu erreichen ist. Nach einem solchen, erfolgreichen Einsatz wird er gefangengenommen und entführt von den Schergen eines zwielichtigen Kerls, der sich René nennt. Ab diesem Zeitpunkt ist Evan ganz allein auf sich und seine Fähigkeiten gestellt, um sich zu befreien. Dabei lautet weiterhin sein Credo: „Lasse niemals einen Unschuldigen sterben.“

Bei „Projekt Orphan“ handelt es sich also um den zweiten Band der Reihe um Evan Smoak, den Killer, den es eigentlich nicht gibt. Für mich lieferte die Geschichte seitenweise Spannung und ich habe dieses Buch verschlungen. In 74 kurzen Kapiteln mit passenden, prägnanten Überschriften erzählt Gregg Hurwitz in brillanter Manier wie sich Evan in aussichtsloser Position nicht unterkriegen läßt. Überraschende Wendungen gibt es in Hülle und Fülle.
Für mich waren die kursiv geschriebenen Rückblenden in Evans Vergangenheit sehr wichtig. Hier erfuhr ich von seiner schlimmen Vergangenheit im Waisenhaus und von seinem wichtigsten, ganz engen Vertrauten, seinem Ziehvater, Mentor und Ausbilder Jack Johns. Dadurch erhielt ich Informationen aus Teil 1, aus Orphan X, die mir Einblicke ins Seelenleben des harten Kerls mit weichem Kern lieferten.
Besonders gelungen finde ich die bildhafte und genaue Darstellung der Charaktere. Ich konnte sie lebhaft vor mir sehen: René, den selbstverliebten, alternden Egomanen, ein eiskaltes, paranoides Scheusal, Dex, seinen stummen Gefolgsmann mit den sprechenden Tätowierungen auf beiden Händen, Orphan M, den geschlechts- und reizlosen Killer, die attraktiven Frauen Candy, Despi...
Gregg Hurwitz versetzte mich teilweise mit seinem Buch in eine Illusion. Der Thriller hat Momente der Science Fiction, z. B. die unfassliche Erweckung des Helden aus dem Reich der Toten u.v.m. Mit der brillanten Darstellung seiner Figur Evan Smoak zeigt er wozu ein Mensch, wenn auch eine hochkarätige, scharfsinnige Killermaschine, fähig ist. Evan setzt sein umfangreiches, elitäres Wissen gnadenlos ein.
Es ist so geschrieben, dass ich mir die Szenen verfilmt oder in einem Comic vorstellen könnte. Kein Wunder, ist doch der Autor in beiden Metiers zu Hause.
Ein sehr spannender, aktions- und detailreicher mit viel Nervenkitzel versehener Thriller und von einem klugen Autoren verfaßt. Ich freue mich auf das nächste Abenteuer mit Evan Smoak – in der englischen Fassung als „Hellbent“ angekündigt. -
Von mir fünf von fünf Sternen für die ausgezeichnete Unterhaltung.