Überraschend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lunamonique Avatar

Von

„Projekt Orphan“ ist nach „Orphan X“ der zweite Band der Thrillerreihe von Autor Gregg Hurwitz. Evan Smoak gerät in eine ausweglose Situation.

Die 15jährige Anna Reznian ist auf den Köder Addison reingefallen und hat sich und ihre Familie dadurch in Gefahr gebracht. Durch Zufall erhält sie die Telefonnummer vom Nowhere Man. Evan Smoak ist ihre Rettung. Aber auch der Ex-Profikiller macht Fehler. Er hat ein wichtiges Detail übersehen und tritt zu spät in Aktion.

Ein cooler 17jähriger Skateboard-Fahrer als Köder an den Highschools, die Masche eines Mädchenhändlers wirkt realitätsnah. Zu offensichtlich erscheinen eine Forderung und damit die Falle. Inwieweit können Armut und Hoffnung ein Motor sein, unübersehbare Risiken einzugehen? Die Idee des Nowhere Man ist originell. Jedes gerettete Opfer erhält die Aufgabe, jemanden zu finden, der ebenfalls Hilfe benötigt und die Telefonnummer vom Nowhere Man weiterzugeben. Wie praktisch wäre es, so einen Superhelden, der kostenlos zur Hilfe eilt, in der Stadt zu haben. Retter Evans Kaltblütigkeit überrascht. Seine speziellen Fähigkeiten scheinen ihn unbesiegbar zu machen. Effektvoll eingesetzt ist die Wende. Dieses Mal sitzt Evan in der Falle, und der Grund dafür ließ sich so nicht erwarten. Die Hauptfigur kommt über langen Strecken zu cool und unnahbar rüber. Trotz des Patzers wirkt Evan immer noch unbesiegbar. Fest steht, er wird entkommen. Nur wie? Tricks, Raffinesse und Intelligenz sind gefragt, und davon hat Evan Einiges auf Lager. So Manches erinnert an James Bond, insbesondere der spezielle Feind. Geldgier, Jugendwahn, Rache, eine eigensinnige Gegenspielerin erweist sich als Highlight. Kaum wähnt sich der Leser sicher, was den weiteren Handlungsverlauf anbelangt, kommen plötzlich zusätzliche Herausforderungen ins Spiel. Überraschende Wendungen halten die Spannung hoch. Hinter Kampfszenen, Waffeneinsätzen und Inszenierungen steckt viel Recherche. Der Aufwand hat sich gelohnt. Das letzte Buchdrittel kann mit mehr Intensität und Glaubwürdigkeit der Hauptfigur überzeugen. Zum Schluss zieht das Tempo an. Jeder Effekt, jede Szene sitzt. Längst hat der Thriller Pageturner-Qualitäten entwickelt. Selbst Schmunzler sind drin. Wenige Worte reichen für einen Cliffhanger aus. Unmöglich, den nächsten Band nicht lesen zu wollen.

Die Coverszene hat trotz der Schlichtheit etwas Verstörendes. Der Titel weckt die Neugierde. Das Cover passt zum Inhalt, obwohl die abgebildete Person nicht mit der Hauptfigur mithalten kann. Ein Phantom, das nur seine eigenen Regeln kennt. „Projekt Orphan“ ist leicht zu unterschätzen und lässt einen dann schnell die vorgefasste Meinung revidieren. Gute Thriller-Unterhaltung.