Aussergewöhnliches Szenario

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lapidar Avatar

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Man stelle sich vor: Eine Gruppe Neo-Wikinger besetzen die Insel Bornholm und rufen ein Königreich aus. Sie setzen die „führenden Bürger” fest, überrumpeln die Exekutive und verteilen das Land unter Kleinbauern.
Das Ganze geschieht unbemerkt von den Behörden in Dänemark. Denn gleichzeitig bläst ein großer Orkan und deshalb fällt es nicht allzu sehr auf, dass keine Fähre kommt und kein Flugzeugverkehr herrscht oder dass die Telekommunikation unterbrochen ist.
Das Ganze wird in recht brutalen Bildern beschrieben, die mich leicht abgeschreckt haben, aber das liegt wohl mehr an meiner Empfindlichkeit als an realler Brutalität.
Nur zwei Polizeibeamte sind unterwegs und versuchen den Aufstand zu bekämpfen.
Ein spannendes Szenario. Das Thema hat mich zum Nachdenken gebracht, denn mal ganz ehrlich: wer von uns fühlt sich nicht überfordert?
Das Gefühl des „Kleinen” Mannes, ausgeliefert zu sein, der Massentierhaltung, der Verseuchung unserer Lebensmittel und Böden, der Überfischung der Meere. Das Gefühl, dass Geld mehr zählt, wie der einzelne Bürger, dürfte dem Leser durchaus auch bekannt sein.
In dem Roman nun baut der Autor ein Szenario auf, in dem sich eine Gruppe wehrt. Mit teilweise recht brutalen Bildern malt er einen „Wikingerstaat”, in dem Thor, Freya und Berserker wieder auferstehen.
Beim Lesen hört man konstant den Sturm im Hintergrund, den Wotan zur Unterstützung seiner Mannen geschickt hat.
In Anbetracht der momentanen politischen Entwicklung mit Radikalisierung sowohl von links als auch von rechts, war das Buch kein reines Lesevergnügen, denn ich hatte immer im Hinterkopf das Gefühl: Sowas könnte durchaus passieren und welche Auswirkungen hätte das auf mich?