Chaotisch, sinnlos und nicht lustig

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aennie Avatar

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Holla, die Waldfee oder besser Hoho, die Wikingermaid… bei Lektüre der Leseprobe dachte ich noch, ich hätte den rasanten Beginn einer turbulenten Geschichte vor mir, die selbstverständlich irgendwann in ruhigere Fahrwasser gleitet. Weit gefehlt.
In kurzen, völlig hektischen, mit unzähligen Personen überladenen Kapiteln, die für den Leser auch einfach zu wenig Sinn und Geschichte an sich erkennen lassen, geht es über weite Strecken des Buches weiter. Erst in der zweiten Hälfte werden überhaut einmal so etwas Ähnliches wie “Erklärungen‘ geliefert, es finden tatsächlich mal Gespräche - in diesem Fall auch wirklich hilfreiche - Monologe statt und nicht wirre Ausrufe oder durch Frotzeleien, manchmal wie ein einziger Insiderwitz anmutende Dialoge, wie vor allem zwischen Stig und Ole.

Ich möchte betonen, dass ich den Inhalt der Geschichte, die Idee, die dahinter steckt, gar nicht schlecht finde: eine Gruppe Menschen aus Skandinavien, zum Glück mit einem idealistischen Geldgeber ausgestattet, ist der derzeitigen politischen und sozialen Situation überdrüssig, zu viele First-World-Problems, zu viel Glyphosat und Monokultur statt Nachhaltigkeit. Zurück zu einem ursprünglicheren Leben, zu autarken Höfen, einer matriarchalisch geprägten Besitzstruktur, soweit alles in Ordnung. Skurril hätte es werden können, wie diese Möchtegern-Blumenkinder und Wikinger mit einem Sammelsurium an Überzeugung und Techniken der letzten 1200 Jahre, mit Dänenaxt, Hellebarde, Nachtsichtgerät, Brieftaube und Militärfahrzeug für ihre Ziele eintreten. Aber es wird etwas ganz anderes: total überzogen irre, es werden Massaker an Mensch und Tier angerichtet, sinnlose Gewalt, Zerstörungswut, Akteure auf beiden Seiten der „Kampflinien“, die man in gut gesicherten Gebäuden untergebracht wissen möchte. Ich bin wirklich nicht empfindlich, aber es war mir dann auch irgendwann sprachlich einfach zu derb, weil in meinen Augen auch unrealistisch oder sinnlos, irgendwie so bemüht.
Fazit: Potential einer im Grunde machbaren Romanidee mündet in völligem Chaos – was ja vielleicht auch der Natur der Sache geschuldet ist. Aber es macht keinen Spaß, das zu lesen und die völlig sinnlose Gewalt gegen Sachen und Lebewesen hat mich einfach gestört. Ich sehe da keine charmante Weltverbesserungsoffensive back to the roots sondern Morde und kranke Menschen (die nicht an der Schweinegrippe leiden).