Gewalt, Drogen und durchgeknallte Typen

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
waldeule Avatar

Von

Die Kurzbeschreibung auf der Buchrückseite endet mit dem Satz:

"Ein Roman wie ein Film der Coen-Brüder – schräg, witzig, hochspannend."

Zum Vergleich mit den Coen-Brüdern kann ich nichts sagen, zum Rest werde ich mich hier gerne äußern.

Nun, "schräg" ist das Buch, keine Frage! Schon die Idee, dass die dänische Insel Bornholm von modernen Wikingern übernommen wird, die die Nase voll von Industrieproblemen haben und zurück zur Natur wollen, ist schräg genug. Wobei mir diese Art Schrägheit gefallen hat, verspricht es doch einmal eine „andere“ Geschichte als Altbekanntes. Leider trifft "schräg" aber auch auf vieles andere, vor allem aber auf die Charaktere zu. Nicht nur Hauptperson Stig Papuga reagiert völlig durchgeknallt und nur zu wenigen Protagonisten kann man so etwas wie eine „Beziehung“ aufbauen. Dass ist auch deshalb schwierig, da sehr viele Personen vorkommen, die allesamt konturlos und nebulös bleiben.

"Witzig" fand ich das Buch überhaupt nicht. Diese Art von Humor geht völlig an mir vorbei und ich kann diese Beschreibung beim besten Willen nicht nachvollziehen. Was soll an dem Buch witzig sein? Die sinnlosen Gewaltexzesse an Mitmenschen und Tieren, die so ganz nebenbei geschildert werden? Oder das Drogendelirium, in das Stig Papuga irgendwann verfällt? Der Sexismus, der immer wieder durchschimmert? Wahrscheinlich aber die völlig unrealistischen dummen Sprüche, die die Protagonisten ständig von sich geben und die irgendwann nur noch nerven bis zum Geht-nicht-mehr. Die waren nicht unter der Gürtellinie, die waren jenseits von Gut und Böse.

Und auch als "spannend" würde ich das Buch ganz sicher nicht beschreiben. Im Gegenteil, spannende Szenen, die es durchaus gegeben hätte, werden durch lapidare Dialoge und eine völlig unrealistische Handlung kaputtgemacht. Positiv sei anzumerken, dass ich das Buch wahnsinnig schnell gelesen habe. Es gab nichts, über das es sich auch mal nachzudenken lohnt (die durchaus überlegte Konsumkritik der Grundidee wird überhaupt nicht aufgegriffen) und die Dialoge wollte ich gar nicht so genau verfolgen.

Fazit: Wer auf Gewalt, Drogen und Sex in Kombination mit markanten Sprüchen steht, dem sei dieses Buch empfohlen. Für mich war es überhaupt nichts. Die Grundidee und da es durchaus noch schlechter geht, retten dem Buch zwei Sterne.