Ein Roman der Genregrenzen sprengt

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corbinian Avatar

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Der Begriff Prophet steht für Personen, die eine säkulare Heilslehre vertreten oder mit großem Gestus Aussagen über die Zukunft machen. Propheten sind also im Unterschied zu einer nicht-religiös begründeten Prognose und zum Wahrsagen durch den Auftrag einer Gottheit legitimiert.

Der Titel des Buches von Sin Blaché und Helen Macdonald lautet Prophet und deutet auf ein eher religiöses Buch hin und damit liegt man richtig und falsch gleichermaßen. Erschienen ist der Thriller beim Hanser Verlag und macht, wenn man nur das Cover betrachtet, einen guten ersten Eindruck.

Die beiden Protagonisten des Buches sind Adam Rubenstein, ein durchgeplanter auf den ersten Blick eiskalter Agent und der chaotische und abgestürzte Sunil Rao. Die beiden waren vor einiger Zeit schon einmal Partner, dann übertrieb es Rao mit Drogen und landete im Gefängnis. Aufgrund seiner einzigartigen Fähigkeit Wahrheiten zu erkennen, wird er aus der Haft geholt und dem Geheimdienst wieder zugeteilt. Seine Aufgabe ist es, dass plötzliche Auftauchen eines kompletten Diners und weiterer merkwürdiger Gegenstände im ländlichen England aufzuklären. Der Fund einer Leiche am gleichen Ort ist da schon weit weniger interessant. Sein Talent kommt ihm dabei sehr zugute, denn er kann echte von falschen Gegenständen, also Gegenstände, die nicht wirklich sind, unterscheiden. Das klingt sehr übernatürlich und metaphysisch und deshalb passt vermutlich auch der Titel Prophet. Dabei ist der Prophet aber keine Person, sondern der Auslöser all der Ereignisse im Buch und dabei sind wir dann schon bald sehr theologisch und doch gleichzeitig politisch. Gemeinsam erleben die beiden auf alle Fälle viele wirklich außergewöhnliche Dinge und kommen sich dabei durchaus näher.

Dieses Buch ist außergewöhnlich. Neben den wirklich gelungenen Protagonisten haben wir ein Thema, das viele Genres vermischt, theologisches, fantastisches, Sciencefiction, politisches und Geheimdienste und Militär. Wahrscheinlich findet man beim genaueren Hinschauen noch mehr Genres, aber das reicht auf alle Fälle. Dem Autorenduo gelingt es mit den Protagonisten, dem „Antagonisten“ und den Genres eine tolle Geschichte zu kreieren, die mitreißend ist, weil es tatsächlich etwas Neues und so noch nicht Dagewesenes ist. Gut geschrieben ist das Buch auch, mit einem Spannungsbogen von Anfang bis Ende und handwerklich habe ich keine Fehler festgestellt. Schade, dass ein zweiter Band wohl eher unwahrscheinlich ist.

Fazit: Prophet ist ein außergewöhnlicher Thriller mit tollen Protagonisten und einem Thema, das so nah und doch so fern liegt. Dabei entwickelt sich schnell eine tolle Geschichte mit vielen wirklich tollen Szenen. Rao ist dabei Dreh- und Angelpunkt und man schließt den kaputten Kerl schnell in Herz und fiebert mit ihm in alle Bereichen, Job und Privatleben, mit. Gerne mehr von dem Autorenduo.