Prophezeihung

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sissidack Avatar

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Mein erster Gedanke nach Lektüre des Prologs war „Wo krieg ich das Buch? Das muss ich sofort lesen!“ Soll heißen, dass ich die Geschichte, welche in der Sahara spielt, mal als etwas ganz anderes und deshalb auf jeden Fall lesenswert empfand.

Entsprechend enttäuscht - wenn auch nur ein wenig und nicht lange war ich, als mich die nächsten Seiten zunächst ins kalte, verregnete Hamburg und dann - irgendwie klischeehaft - ins so ganz und gar gegensätzliche Palma führten. Doch die Enttäuschung war nur von kurzer Dauer. Sowohl die Beschreibung der kurzen Szene in Hamburg als auch deren Fortgang in Palma fand ich sehr anschaulich beschrieben. Durch die Verwendung des lateinischen Namens der dem Hamburger Hafen zu schaffen machenden Quallenart fühlte ich mich an „Der Schwarm“ erinnert, was mich hoffen ließ. Zugegebenermaßen musste ich mich an die doch teilweise arg verschachtelten Satzbauten erst gewöhnen und auch so manchen Satz ein zweites mal lesen, bevor ich dessen Sinn verstand. Aber man gewöhnt ich schnell daran, auch mal etwas um die Ecke zu denken, gerade wenn der Autor die Gedanken oder früheren Erlebnisse der Protagonisten einfach in den laufenden Text aufnimmt, ohne diese durch Kursivschrift oder ähnliches geltend zu machen. Wie gesagt, eine Tatsache, an die man sich relativ schnell gewöhnen kann. Gelichzeitig bedeutet dass zumindest für die ersten Seiten des Buches, dass man nicht mal einfach so flüchtig über sie hinweglesen kann ohne dass der teilweise doch recht beißende Spott überlesen wird.

Gut verständlich und überzeugend dargestellt wird die neue Arbeitssituation der Protagonistin - ins kalte Wasser einer männerdominierten Wissenschaft geworfen, zunächst nur spärlich akzeptiert und auf ihr Äußeres reduziert - muss sie sich mittels entsprechend intelligenter Dialoge eine Stellung erkämpfen, welche jedoch nur wenige Stunden anzuhalten scheint. Ein Auf und Ab, welches von kurzen Lichtblicken durch Anrufe Bekannter durchbrochen wird.

Die Thematik des Buches ist allgegenwärtig und von größter Bedeutung, neue Ideen zum Thema Klimaschutz werden anschaulich dargestellt, auch wenn sie ja eigentlich noch streng geheim sind. Zurechtfinden muss man sich als Leser auch erst einmal damit, dass die Geschichte in wohl nicht allzu ferner Zukunft handelt, und man entsprechend mit einigen Neuerungen erst vertraut gemacht werden muss. Ich beispielsweise bin mir noch nicht ganz im klaren darüber, welche Funktionen der allgegenwärtige „iAm“ in sich vereint und wie man sich dieses Ding genau vorzustellen hat.

Etwas negativ fand ich, dass sich der Autor schon auf den ersten Seiten meiner Meinung nach widerspricht: anfang wird von Treffen der Protagonistin mit ihrem Vater samstags gesprochen, nur zwei Seiten später sind die Besuch beim Vater auf den Sonntag verschoben. Eine Kleinigkeit zwar, aber in meinen Augen ein Flüchtigkeitsfehler, der nicht hätte sein müssen.

Erst nachdem ich einige Seiten  Probe gelesen hatte, machten auch die zu Beginn des Buches aufgeführten Zitate Sinn. Ein paar Hintergedanken sind halt überall von Nöten… und manchmal kommen diese Hintergedanken halt erst zum Schluss.

Alles in allem ein - soweit ich das bislang beurteilen kann -gelungenes Buch, auch wenn es definitiv keine leichte Lektüre für zwischendurch ist. Dafür ist die Thematik einfach zu brisant und relevant und der Schreibstil des Autors nicht anspruchslos genug. Seine Gedanken sollte man also schon zusammenhaben, sonst macht das Lesen keinen Spaß, da man früher oder spätere die Zusammenhänge nicht mehr wird herstellen können.