Ein Einzelner kann die Welt in den Abgrund führen.

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sabisteb Avatar

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Die Hamburger Klimaforscherin Marvie Heller fühlt sich geehrt, als ihr alter Mentor Professor Eisele ihr einen gut dotierten Job an einem geheimen Klimaforschungsinstitut IICO vermittelt. Die Vertragsklauseln, vor allem auch die Geheimhaltungsklauseln sind zwar ungewöhnlich, die Lage sehr abgelegen und die Sicherheitsvorkehrungen für ein Klimaforschungsinstitut mehr als ungewöhnlich, aber zunächst denkt sich Marvie nichts dabei, denn sie ist damit beschäftigt sich darüber zu ärgern, dass man sie nicht ihren Fähigkeiten entsprechend einsetzt. Von ihrer Neugierde getrieben recherchiert sie daher heimlich, was in Institut getrieben wird und findet ein geheimes Wettervorhersageprogramm namens Prometheus, welches vergangene und aktuelle Wetterdaten schockierend korrekt berechnet besonders vor den Hintergrund seiner Prognose für die nächsten Monate: Dauerregen auf der Nordhalbkugel, Dürre auf der Südhalbkugel und eine halbe Milliarde Tote infolgedessen.

Warum wird diese Prognose geheimgehalten? Warum will keiner die Menschen warnen und evakuieren? Marvie kontaktiert ihren Mentor Eisele, der kann ihr aber nicht weiterhelfen. Auch ihre beste Freundin Helen, eine Reporterin, weiß nicht, was gespielt wird. Am Tag darauf wird Marvie gefeuert und ihre Freundin ermordet.

Was für ein Spiel wird hier gespielt? Wer will all diese Menschen einfach sterben lassen und warum? Kann man die Katastrophe noch aufhalten? Zusammen mit Philipp, Helens Bruder, macht sich Marvie auf die Suche nach der Wahrheit und findet einen Sumpf aus Rache, Intrigen und Machtgier.

Dieser Roman spielt in Naher Zukunft. Ein Datum wird nicht genannt, aber Merkel, Sarkozy (S. 280) und Gaddafi (S. 306) sind noch an der Macht. Hamburg leidet wie alle Küstenstädte unter einer Invasion von Feuerquallen, welche die Nordsee zu einer Todesfalle machen.

Der Autor malt eine düstere Vision, wie macht und Gier der wohlhabenden Staaten die restliche Menschheit ans Messer liefern, weil wir nicht teilen wollen. Weil wir nicht verzichten wollen. Dass wir, vor die Entscheidung gestellt, gut zu leben oder zu zu sein, immer das gute Leben wählen werden. (S. 439)

Er hinterfragt kritisch erneuerbare Energien und die Ziele einiger Firmen und Länder, wenn sie bestimmte Formen subventionieren und anderen, effektivere erneuerbare Energien ignorieren, weil sie politisch und Marktstrategisch nicht in den Plan passen.

Als ehrlicher, eloquenter Bösewicht dient hierbei der fiktive zweifache Nobellpresträger Milett, ein sehr zeiwspätliger Character mit validen Arguemten. Dazu als Kontrast der Gutmensch Marvie und Philipp der Realist.

Sprachlich teils eher umgangssprachlich (S. 26: kriegte statt bekam – umgangssprachlich) hat das Buch noch andere Probleme, die verhindern, dass Spannung entsteht. Zum einen ergeht sich der Autor selbstverliebt in meterologischen Details (Albedo (S. 43), Dansgaard-Oeschger-Ereignis (S 80), Milanković-Zyklen (s. 80), Schwabe-Zyklen (S. 81), Sornettes Theorem (S. 193), Peplosphäre (S. 368)) die in keine Anhang erklärt werden und bezieht sich auf Prominente, die kaum einer kennen dürfte (Wallace Smith Broecker (S. 37), Egon Friedell (S. 191), Spengler (S. 191), Paul Crutzen (S. 331), Rudolf Herrlich (S. 331), Patrick Dixon(S. 331), Aldo Bernardi(S. 331)) und spickt das Ambiente mit detailierten Beschreibungen der Handyklingeltöne, leider mit Liedern, die wiederum kaum einer kennen dürfte wie Gustav Holsts Jupiter (S. 290). Auch vom Emi Koussi dürfte wohl kaum einer bisher je gehört haben und mir ist ganz ehrlich egal was für Medikamente wer schluckt (Modafinil (S. 303)).

Selbst ohne diese überfl+ssigen Details zieht sich die Geschichte zäh wie Kaugummi, es passiert nicht wirklich viel, es wird geredet, geplottet und intrigiert, aber die Helden der Geschichte stehen dabei immer in der zweiten Reihe und werden des Raumes verwiesen.

Fazit: Gute Idee, wenn auch alt (diese Art der Geschichten war in den 70ern schon mal sehr beliebt), jedoch langatmig, langweilig und zäh umgesetzt. Die Helden sind nur Beobachter und handeln selben eher selten. Das Beste ist die teils bissig witzige Danksagung.