Interessanter Handlungsansatz

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waldeule Avatar

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Die „Prophezeiung“ unterscheidet sich durch einen individuellen und von daher sehr interessanten Handlungsansatz von anderen Ökothrillern. Im Mittelpunkt steht nicht die durch Klimaveränderung ausgelöste Naturkatastrophe und seine Folgen, sondern das vorherige „Wissen“ darüber und dessen Verbreitung, die Nutzgenießer dieser Vorhersagen und die Eigeninteressen, die hinter dem Handeln der beteiligten Personen stecken. Einen großen Punkt nimmt dabei auch die Macht der Medien ein, allen voran das Internet.

Im Zentrum dieses verworrenen Beziehungsgeflechts steht die junge, brilliante, ehrgeizige und naive Wissenschaftlerin Mavie. Durch die konsequente Orientierung an der Hauptperson bleibt die Geschichte trotz aller Komplexität überschaubar und verliert sich nicht in Nebenschauplätzen. Zumindest bis kurz vor dem Show-down, denn da wurden für mich Handlungen und Reaktionen einiger Beteiligten nicht mehr nachvollziehbar, Details unglaubwürdig und der Fortgang der Geschichte mit zu vielen glücklichen Fügungen behaftet.

Sprachlich zeigt Sven Böttcher, dass er nicht nur Fachterminologie gut darstellen (ich als Laie fand seine Erklärungen angemessen und durchaus verständlich) und daraus eine spannende Geschichte entwickeln, sondern auch die derbe Sprache der Gaia-Revolutionäre glaubhaft übermitteln kann. Verständigungsprobleme hatte ich allerdings mit manchen Intellektuellen-Dialogen, mit deren Zweideutigkeit ich wenig anzufangen wusste.

Manch unkonventioneller Gedanke, der in dem Buch auftaucht, ist es wert, genauer durchdacht zu werden. Von daher gibt es einige Gedankenanstöße, wie wir als reiche Industrienationen wirklich mit der Klimaproblematik umgehen.

Fazit: Handwerklich ein guter Thriller mit einem individuellen und interessanten Ansatz, der mir zwar gefallen, aber nicht begeistert hat.