Kluger Rat - Notvorrat

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allegra Avatar

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Das war der Slogan, der mich in meiner Kindheit während mancher Einkaufstour mit meiner Mutter verfolgt hat. Peinlich genau hat jede Familie eine bestimmte Menge an Grundnahrungsmitteln zu Hause gehortet  -  für den Notfall.
Mögliche Ursachen für einen solchen Notfall liefert der Roman „Prophezeiung“ von Sven Böttcher, wo eine fiktive Erhöhung der Strahlungsintensität der Sonne für eine schnelle Veränderung des Klimas sorgt: In den trockenen Regionen wird es extrem heiß und trocken und die nördlicheren Breiten werden von heftigem Dauerregen und Überschwemmungen heimgesucht.

Vor diesem Hintergrund wird die Geschichte von Mavie Heller erzählt, die als Wissenschafterin in einem geheimen Klimaforschungsinstitut auf La Palma durch ihre Neugierde auf ein Wetterprognoseprogramm namens Prometheus aufmerksam wird, das das Wetter auf der ganzen Erde detailliert und zutreffend voraussagen kann. Zu Mavies Entsetzen muss sie feststellen, dass die Prognose für die unmittelbare Zukunft verheerend ist: Mit extremen Dürren und schlimmen Überschwemmungen muss gerechnet werden, was 400 – 800 Millionen Todesopfer zur Folge haben wird.

Die Frage, weshalb diese Informationen geheim gehalten werden, bildet die Ausgangssituation für eine spannende, teilweise auch beängstigende Zukunftsvision.


Persönliche Meinung:

Ich würde das Buch als eine Mischung von Öko-, Klima- und Wirtschaftsthriller sehen, weil alle Teilbereiche den Verlauf bestimmen und auch dazu reichlich Hintergrundwissen geliefert wird. Was nur am Rande eine Rolle spielt, das sind die politischen Kräfte im Hintergrund, und das wäre auch einer meiner Kritikpunkte. Ich möchte mir lieber nicht vorstellen müssen, dass Politiker in Ost und West angesichts einer globalen Katastrophe, die Geschicke der Erde gänzlich in die Hände einiger weniger, sogar eher zwielichtiger Wissenschaftler, legen. #

Im Laufe der Zeit gibt es im Roman immer wieder längere Passagen, wo man als Leser mit einer Vielzahl an Abkürzungen konfrontiert wird und Abhandlungen von wissenschaftlichen Hintergründen und wirtschaftlichen Verstrickungen über sich ergehen lassen muss. Da hätte dem Verständnis manchmal etwas weniger nicht geschadet.

Das Buch ist nebst Prolog und Epilog in vier größere Kapitel unterteilt, deren Überschrift jeweils aus der griechischen Mythologie stammt und mit dem Inhalt korrespondiert.
So ist das Kapitel, indem Mavie Heller versucht, die Welt von der verheerenden Prognose zu unterrichten, übertitelt mit „Kassandra“, der Seherin und ungehörten Warnerin in Troja. Im letzten Kapitel, das die Überschrift „Styx“ trägt, dem „Wasser des Grauens“,  werden dem Leser actionreiche Szenen im überschwemmten Hamburg sehr anschaulich und mitreißend vor Augen geführt.  

Die Beschreibung der Personen ist teilweise etwas spröde, so wurde ich nie wirklich warm mit der Protagonistin Mavie, ebenfalls andere Hauptpersonen sind nicht so wirklich zum Leben erwacht.

Fazit:

Sprachlich und inhaltlich ist der Roman recht anspruchsvoll, er bietet gute und interessante Unterhaltung und handelt von einem sehr brisanten Thema. Durch die Aktualitätsbezogenheit regt er hoffentlich viele Diskussionen an über die Art und Weise, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen und was wir für Vorkehrungen für die Zukunft treffen sollten  -  und wenn es nur das Anlegen eines Notvorrats ist.

Ich gebe dem Thriller 4 von 5 Punkten.