Bewegend und einfühlsam
Alexander Rupflins Debüt „Protokoll eines Verschwindens“ überzeugt durch gründliche Recherche, Herzblut und eine empathische, aber nicht voyeuristische Darstellung. Kern der Erzählung ist der Fall des Brasilianers Gabriel, der nach einer Partynacht mit Fabio spurlos verschwindet. Vier Monate später in Fabios Wohnung wird Gabriers Leiche gefunden. Der Roman rekonstruiert den Ablauf aus den Perspektiven von Gabriels Familie, Fabio und des Autors, ergänzt durch Faktenberichte und Gespräche, insbesondere Rupflins Unterhaltungen mit Fabio im Gefängnis. Rupflin schildert die Gefühle ehrlich und schonungslos, nutzt malerische Sprache, Zeitsprünge und Perspektivwechsel, um einen fließenden Lesefluss zu erzeugen. Die Verzweiflung der Familie, die mangelnde Unterstützung der Polizei und Fabios Beharren auf seine Unschuld prägen die Spannung. Das Protokoll wirkt spannend, traurig und eignet sich gut für True-Crime-Liebhaber; klare Empfehlung.