Durchaus interessant, aber nicht allzu spannend

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lovely90 Avatar

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True Crime Geschichten bringen natürlicherweise Vor- und Nachteile mit sich. Einerseits gibt es einen gewissen ‚Kick‘, wenn man beim Lesen weiß, dass sich es sich zumindest ähnlich wie in der Geschichte wirklich zugetragen hat und es nicht etwa nur um reine Fiktion handelt. Andererseits bleibt der Roman etwas unvollständig zurück, da der Autor sich die Wahrheit ja nicht erdacht hat, sondern nur das zusammenfügen kann, was ihm erzählt wird und was er recherchiert. Wie Rupflin selbst schreibt, kennt die Wirklichkeit nur der Täter selbst.

Dadurch, dass von Beginn an klar ist, wer das Opfer, wer die Angehörigen und wer der Täter ist, bleibt kein Platz für überraschende Wendungen oder ein Irreführen des Lesers. Auch der Erzählstil selbst ist, wie der Name schon vermuten lässt, eher ein ‚Protokoll‘, als ein wirklicher Kriminalroman oder gar Thriller. Ich fand dies in Ordnung, allerdings hätte mir ein etwas erzählerischer und wortgewandterer Stil besser gefallen. Der Zugang zu den Protagonisten auf der Gefühlsebene gelang mir hierzu nicht allzu gut. Ich muss weiterhin kritisieren, dass das Lektorat wohl einige Rechtschreib- und Grammatikfehler übersehen hat. Persönlich habe ich mich auch daran gestört, dass immer wieder davon geschrieben wird, dass Isabella – die Schwester des Opfers – häufig Operationen durchführt; gleichzeitig soll sie in der biographischen Anpassung der Geschichte Kardiologin sein. Anscheinend ist weder dem Autor selbst, noch den Lektoren/Beratern bewusst, dass Kardiologen in aller Regel nicht operieren (Herzkatheteruntersuchungen u.Ä. sind Interventionen, die Operationen am Herzen führen Herzchirurgen durch).

Insgesamt fand ich den Einblick in diese zumindest in ihrer Grundlage wahren Geschehnisse durchaus interessant; vollends überzeugen konnte mich der Roman aber nicht.