Erschütternd
Am Ende ist man ziemlich erschüttert. Und man weiß nicht recht, wie man diese Lektüre beschreiben soll. Roman steht auf dem Titel. Mag man aber so nicht unterschreiben. Der Titel Protokoll ... trifft es besser. Auch der Werdegang des Autors, u.a. als Reporter des Zeit Magazins Verbrechen und Mitbegründer einer Autorenagentur, die sich der literarischen Reportage widmet, kommt einer möglichen Beschreibung und Bewertung dieser Geschichte recht nahe. Denn es ist die Reportage eines Aufsehen erregenden Verbrechens, das seinerzeit hohe Medienwellen geschlagen hatte. Und eine Beschreibung der betroffenen Familienmitglieder des Opfers sowie des Täters. Literarisch, weil viele Vergleiche, Zitate von Schriftstellern und Szenenwiederholungen vorkommen. Die Wahrnehmungen, Fremd- und Selbstwahrnehmungen detailliert beschrieben werden. Und durch die sprachliche Aufbereitung dieses Protokolls. Wer True Crime erwartet hat, liegt hier falsch. Wer den damaligen Fall aus einer anderen Perspektive als sensationsgieriger Medien wahrnehmen möchte, liegt hier besser. Wer literarische Reportage mag, wie immer die auch definiert sein mag, liegt genau richtig.