„Erträgt ein Mensch ein Leben ohne Wahrheit“

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gaby2707 Avatar

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Dieser Frage gehe ich zusammen mit Autor Alexander Rupflin nach. Basierend auf einem wahren Kriminalfall aus dem Jahr 2019 in Hamburg machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach der Wahrheit. Denn der verurteilte K.O.-Tropfen-Mörder Fabio besteht bis heute darauf unschuldig zu sein.

Doch worum geht es hier:
Gabriel folgt seiner Schwester Isabella, die als Kardiologin in einem Hamburger Krankenhaus arbeitet, nach Deutschland um hier ebenfalls ein besseres Leben zu führen als in ihrer Favela Vigário Geral in Rio. Er findet schnell eine Anstellung bei einer IT-Firma und ist verliebt. Doch dann verschwindet er spurlos. Für Isabella und seine Mutter Manuela beginnt eine verzweifelte Suche nach ihrem Bruder und Sohn.

Der ruhige, eher leise aber sehr eindringliche Erzählstil des Autors hat mich ab der ersten Seite gefesselt und ich bin mit ihm alle Stationen dieser nicht zu fassenden Tat durchgegangen. Einerseits finde ich es zutiefst grausam und schrecklich, wie ein junger Mensch 4 Monate mit einer Leiche in einer Wohnung leben kann. Andererseits frage ich mich immer noch, wie konnte es überhaupt dazu kommen? Welche der Aussagen vor Gericht trifft den Kern der Sache? Oder war es doch ganz anders?
Die Geschichte wird aus Sicht der verschiedensten Beteiligten geschildert. Sei es die betagte Nachbarin von Fabio, die hier zu Wort kommt oder eine weitläufige Bekannte, die dann den entscheidenden Tipp an die Polizei weitergibt. Und ich lese von der Ignoranz der eingeschalteten Polizei, die dem verzweifeltem Suchen der Familie nicht nachgehen. Ich lerne Gabriel mit seiner Geschichte kennen und tauche tief in die Gedankenwelt von Fabio ein. Diese Zusammenstellung der verschiedensten Sichtweisen empfinde ich beim lesen als absolut gelungen.

Ich liebe True Crime Geschichten und habe mich hier durch die Aufarbeitung der vorliegenden Fakten richtig fesseln lassen. Eine äußerst spannende und manchmal verstörende Geschichte, die noch lange in mir nachhallen wird.