Geheimnisvoll und präzise

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kristinh Avatar

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Das Cover ist geheimnisvoll gestaltet – genau die richtige Einstimmung für ein Buch, das sich mit dem Thema des Verschwindens auseinandersetzt. Rupflin erzählt
präzise, fast protokollarisch, wodurch sich eine besondere Intensität entwickelt. Sein Schreibstil ist reduziert und klar, gleichzeitig von einer leisen Musikalität geprägt. Gerade durch die sprachliche Knappheit entsteht ein Sog, der Leser*innen zum genauen Hinschauen zwingt.

Die Figuren treten nicht laut in Erscheinung, sie sind eher Umrisse, geprägt von Leerstellen, Abwesenheiten und Schweigen. Dadurch wirken sie erstaunlich authentisch und bleiben doch rätselhaft. Interessant ist das Buch vor allem, weil es die Frage stellt, wie man über ein Verschwinden überhaupt sprechen kann. Die formale Strenge verbindet sich mit einer spürbaren emotionalen Tiefe, was dem Text eine große Eigenständigkeit gibt.

Fazit: Protokoll eines Verschwindens ist ein stilles, eindringliches Werk, das sich an Leser*innen richtet, die präzise Sprache und existenzielle Themen schätzen. Empfehlenswert für alle, die Literatur suchen, die nachwirkt und mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet.