Verschwinden heißt manchmal Verleugnen, dass etwas da ist

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"Protokoll eines Verschwindens" von Alexander Rupflin ist ein True-Crime-Roman, der 2025 bei Harper Collins erschienen ist.

Gabriel, ein junger Mann, verlässt zusammen mit seiner Schwester Rio, um in Deutschland ein neues Leben anzufangen, fernab von seiner dominanten Mutter. In seiner neues Heimatstadt Hamburg läuft zunächst alles gut, er findet Arbeit, er verliebt sich und dann ist er plötzlich verschwunden.
Zur gleichen Zeit lebt der als Pfleger arbeitende Fabio sein unauffällliges Leben in Hamburg und vermietet ein Zimmer seiner Wohung unter, um sich Geld dazu zu verdienen. Doch seit einiger Zeit ist dieses Zimmer, sein Gästezimmer, belegt von einem unangenehmen Zeitgenossen - einer langsam verwesenden Leiche.
Alexander Rupflin hat durch liebevolle Recherche versucht, die einzelnen Stationen des Verschwindens von Gabriel nach zu zeichen - was hat seine Familie gefühlt? Wie kam es dazu, dass er verschwand und hat die Polizei richtig gehandetlt? Gabriel ist gerade frisch verliebt, hat aber nicht viele Freunde und nur so ist es zu erklären, dass er mit ihm fremden Leuten herumzieht und feiert. Fabio versucht sein Leben so unauffällig wie möglich zu leben, hofft auf eine Beziehung mit seinem Freund, der darin allerdings mehr als zurückhaltend ist. Da Fabio kein Kind von Traurigkeit ist, hat er keine Hemmungen mit anderen zu schlafen, denn er ist ja nicht in einer festen Beziehung oder doch? Zumindest scheint er nicht immer darauf zu warten, dass die Männer freiwillig mit ihm das Bett teilen. Alles das ist seinem Freund unbekannt und auch Gabriel weiß nicht, auf was er sich einlässt, als er mit eben diesem Fabio feierngeht.
Rupfin zeigt, wie sehr die Familie unter dem Verschwinden und der Unsicherheit leidet und auch darunter, dass die Polizei keine Ergebnisse erzielt. Die Nachbarn riechen zwar den Gestank, doch keine beschwert sich. Nicht einmal sein Freund bemerkt etwas. Fabion verdrängt seine Tat, und zwar so sehr, dass er bis zum Schluss immer noch der Meinung ist, er habe nichts getan. Ich persönlich nehme ihm das nicht ab und es ist mir schwergefallen, zu glauben, dass niemand etwas gemerkt hat,
Man merkt auf jeden Fall wieviel Mühe Rupflin in die Recherche gesteckt und auch seine Zweifel an den Aussagen des Mörders kommen sehr gut rüber, obwoh er immer versucht, so neutral wie möglich zu bleiben. Es ist ihm gelungen, dass einem die Familie von Gabriel näher kommt und auch der Mörder selbst beibt kein unbekannter, doch das Opfer Gabriel ist mir bis zum Ende fremd geblieben. Mir hat das Buch gefallen, doch ich fand es etwas zu emotionslos, auch wenn es mehr ein Sachbuch ist. Trotzdem kann ich es empfehlen, wenn man True Crime mag.