Lektorat? Fehlanzeige

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throughmistymarches Avatar

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Zunächst mal ein kleiner Vermerk über das, was mir am besten gefallen hat: das Cover! Es ist wirklich total schön, nicht zu stereotypisch, aber dennoch verbindet man es sofort mit Italien. Auch nicht zu kitschig, was bei Liebesromanen leider oft der Fall ist.
Was bei Liebesromanen wohl auch oft der Fall ist, ist das am Lektorat gespart wird – zumindest habe ich die Vermutung, da es mir in letzter Zeit bei vielen Neuerscheinungen auffiel, dass die Romane einfach handwerklich nicht gut gemacht sind. Die Story ist das Eine – in diesem speziellen Fall hätten mir persönlich zwar etwas weniger Zufälle und ein bisschen mehr Tiefe gut gefallen. Aber die vielen Wiederholungen hätten auffallen und gestrichen werden müssen; es war zu viel Tell, kaum Show; und ein Adjektiv vor jedem Nomen macht halt auch nicht immer Sinn. Ich hätte mitzählen sollen, wie oft beschrieben wird, wie chaotisch Rosa doch ist – beim Kochen, beim Töpfern – und wie akkurat Lenny. Es kommt echt, echt oft vor. Dann eine Weile nicht mehr, bis – oh weh, Mattia sich auch als chaotischer Koch herausstellt, woraufhin dann wieder beschreiben wird, wie chaotisch Rosa ist und wie ordentlich Lenny war. Eigentlich ist das auch das Einzige, was ich von Rosa wirklich weiß; das und die Farben ihrer Kleidungsstücke. Die Landschaften und Städtchen Apuliens, die Rosa letztendlich dazu verhelfen, sich ein wenig von ihrer Trauer zu befreien, hätten Beschreibungen verdient, die mehr Eindruck, mehr Atmosphäre hinterlassen. Vor allem aber haben mich die Umschreibungen der Speisen gestört. Italienisches Essen ist Soulfood schlechthin, in dem speziellen Fall trägt es auch dazu bei, dass Rosa wieder lernt, das Leben zu genießen, der italienische Love Interest ist Koch – und dennoch lesen sich die Situationen, in denen gekocht oder gegessen wird, wie ein Einkaufszettel: Tomaten, Olivenöl, frische Kräuter. Und das war’s. Ich will es riechen, ich will es schmecken! Warum wurden hier nicht mal gezielt ein paar Adjektive und Umschreibungen eingesetzt, um ein bisschen italienische Dolce Vita zu transportieren? Echt schade, wo ich doch wirklich gerne durch Romane nach Italien reise und mit den Figuren die Atmosphäre aufsauge. Bei „P.S. Über Apulien leuchtet die Liebe“ hätte man so, so viel mehr rausholen können.