Enttäuschender Einstieg mit starkem Ende

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kaktushexe Avatar

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"Psyche und Eros" ist ein Buch, das ich an einigen Stellen beinahe beiseite gelegt hätte. Der Anfang des Buches ist vielversprechend, mit interessanten Konflikten und einer soliden Grundlage für spannende Charaktere. Leider wirkt die erste Hälfte des Buchs ein wenig hilflos. Der Handlungsverlauf erscheint anfangs erzwungen und kann nur durch fragwürdige Lügen und Geheimnisse der Hauptcharaktere vorangetrieben werden, die sich schwer nachvollziehbar anfühlen. Eros' Charakter scheint ab einem gewissen Punkt beinahe bedeutungslos für die Geschichte zu werden und verliert teilweise an der Tiefe, die er zu Beginn verspricht. Nichtsdestotrotz vergebe ich dem Buch vier Sterne, und das liegt zu 100% an der fantastischen Entwicklung, die Psyche im Verlauf des Buches durchmacht. Anfangs ist sie ein stures Mädchen mit wenig Ahnung von der Welt, doch im Laufe des Buches entwickelt sie sich zu einem vielseitigen, fesselnden und mutigen Charakter, der die Welt und ihre Rolle darin in jedem Schritt ihres Weges hinterfragt. Ab der Mitte des Buches konzentriert sich die Handlung vermehrt auf ihre Reise, und das ist der Punkt, an dem mich das Buch absolut fesselt. So enttäuscht, wie ich von der ersten Hälfte war, so überzeugt bin ich vom Rest des Buches. Ihr Werdegang ist fesselnd, herzzerreißend und beeindruckend. Es ist spannend zu beobachten, wie sie die Rolle der Frau, aber auch die Rolle eines Helden und die Rolle eines Gottes nach und nach hinterfragt und für sich neu erfindet. Die Schlüsse, die sie aus ihren Beobachtungen zieht, sind unglaublich befriedigend, und ihre persönliche Entwicklung ist inspirierend.

Meiner Meinung nach lohnt sich das Buch trotz des zähen Anfangs sehr. Wer griechische Mythologie und starke weibliche Hauptcharaktere genießt, wird auf jeden Fall Freude an der Geschichte haben.