Große Enttäuschung

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meggi20 Avatar

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Gleich zu Beginn hier der einzige positive Aspekt, den ich an diesem Buch gefunden habe: Das Cover und die Innengestaltung sind wunderschön.
Doch leider wiegt das Äußere das fehlende Innere nicht auf.
Die Einleitung hat mir eigentlich sehr gut gefallen, mit der Erklärung der Formen der Liebe. Dann wurde meine Lust auf dieses Buch immer weniger, bis ich mich ab der Mitte nur noch durchgequält habe. Grund dafür sind zum einen die farblosen Protagonisten, von denen man nur weiß, wer sie sind, jedoch nicht wie sie aussehen, abgesehen von Eros "blonden" Haaren und Psyches "Locken", (eine ungenauere Beschreibung hätte man wahrscheinlich nicht finden können), wie ihr Innenleben aussieht, was sie fühlen. Psyche ist mir dermaßen unsympathisch, was teilweise an ihren teils völlig an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen und unverständlichen Wutausbrüchen liegt, z.B. behauptet sie auf Seite 249, dass das Dorf, auf das sie trifft, "ein argwöhnisches Völkchen zu sein scheint", ohne jede Beschreibung, das diese Behauptung untermauert.
Eros ist sehr naiv und dass ihn der Pfeil "trifft" ist seiner eigenen Ungeschicktheit zu verdanken (von einem griechischen Gott erwarte ich eigentlich eine gewisse Erhabenheit).
Was meine Begeisterung außerdem gehemmt hat, ist der Schreibstil: Wer selbst schreibt, kennt die Regel "Show, dont tell." Dieses Buch ist das komplette Gegenteil dieser Regel, so "tellig", bzw. erzählend, dass es beim Lesen wehtut, bspw. "sagte ich erschrocken". Wie viel besser wäre es das Wort "erschrocken" wegzulassen und stattdessen den Charakter etwas tun zu lassen, z.B. keuchen? Der Leser erfährt ja mit den Worten des Charakters ohnehin, dass er erschrocken ist und macht sich davon ein Bild im Kopf, ganz ohne dieses hemmende Adjektiv. Die Verwendung von bildhaften Metaphern ist nicht verwerflich, sogar wünschenswert. Dass es des Guten jedoch zu viel sein kann, wird auf Seite 118 bewiesen: Wenn die eine Person aufsieht, als hätte man sie auf dem "stillen Örtchen erwischt" und im nächsten Satz eine andere Person hochfährt, als "hätte man sie beim Würfelspiel überrascht", zuvor begleitet vom überraschten und empörten Gesichtsausdruck, ist das zu viel und man weiß nicht, welches Bild nun im Kopf entstehen soll. Außerdem passen die Metaphern meist nicht recht zur Situation, bspw. ringt Psyche auf Seite 260 nach Luft und die zurückgehaltene Angst kommt in ihr hoch. Verwendet wird dabei der Vergleich, dass die Angst "wie ein Fluss im Frühling über die Ufer tritt". Mit "Frühling" assoziiere ich etwas Schönes, Erwachendes. Besser hätte hier ein Vergleich einer stürmischen See zur überschäumenden Angst gepasst.
Der letzte Kritikpunkt ist der (logische) Aufbau der Story: Es dauert bis Seite 132!! bis die Charaktere aufeinander treffen. Dabei sprühen keine Funken und man versteht die Anziehung zwischen den beiden nicht, weil keine Atmosphäre erzeugt wird und es mir letztendlich egal wurde, was zwischen den beiden passiert.

Das waren nur ein paar der gefundenen Auffälligkeiten, die vielleicht auch an der mangelhaften Übersetzung des Romans liegen.
Leider absolut keine Empfehlung!