Verfluchte Liebe

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zopfmadame Avatar

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Zu Beginn meiner Rezension ist es mir wichtig zu erwähnen, dass ich mich bis jetzt kaum mit griechischer Mythologie befasst habe. Die Sage um Psyche und Eros war mir bis jetzt gänzlich unbekannt, ich kann dieses Buch daher nicht mit der Originalgeschichte vergleichen.

Aufmerksam geworden bin ich auf "Psyche und Eros" durch das wunderschön gestaltete Cover. Ja - man könnte fast sagen, dass ich bei dessen Anblick von einem von Eros Pfeilen getroffen wurde.
Auch die Grundidee hat mich sofort angesprochen - eine Heldin, ein Gott, ein Fluch und die große Liebe hörte sich nach einer spannungsgeladenen Lovestory an. Ganz so überzeugen konnte mich "Psyche und Eros" letztendlich dann leider doch nicht.

Positiv hervorzuheben ist der Schreibstil. Die blumige, plakative Sprache war mal etwas anderes, hat aber gut zur Geschichte und zum Setting gepasst. Der Schreibstil hat mich - anders als der Plot - so richtig in das antike Griechenland eintauchen lassen.

Ein weiterer Pluspunkt waren die Nebencharaktere. Man lernt in "Psyche und Eros" einen Großteil des bunten Haufes an (Halb)Göttern, Helden und Ungeheuern kennen, welche der Olymp zu bieten hat. Die - teils verschrobenen - aber allseits faszinierenden Persönlichkeiten haben das Interesse an den eigentlichen Protagonisten für mich fast schon überschattet.
Eros mochte ich sehr gerne, er war charmant, witzig und an manchen Stellen richtiggehend tiefgründig. Man hat seine Wünsche und Ängste im Laufe der Geschichte gut nachvollziehen können. Psyche hingegen konnte mich leider gar nicht begeistern. Mir ist bewusst, dass sie gerade erst am Beginn des Erwachsenenalters steht, trotzdem war sie mir oft zu kindisch und unüberlegt. Dass sie eine Heldin sein soll erwähnt sie gerne in jedem zweiten Satz - in ihren Taten konnte ich allerdings kaum heldenhaftes erkennen.

Von der Handlung - beziehungsweise deren Umsetzung - war ich leider ebenfalls nicht ganz so überzeugt. Die Liebesgeschichte hat sich für meinen Geschmack zu schnell entwickelt, echte Gefühle zwischen Psyche und Eros konnte ich nicht wahrnehmen. Neben der Romanze gab es außerdem einige "Sidequests" in Form von scheinbar unlösbaren Aufgaben. Diese Nebenhandlungen hätten viel Spannungspotential geboten, leider wurden sie aber immer schnell "abgefrühstückt". Die Lösungen wurden den Protagonisten praktisch immer zugetragen und die Spannung war somit gleich wieder dahin.

Obwohl mich die Liebesgeschichte nicht überzeugen konnte, hat "Psyche und Eros" es trotzdem geschafft, dass ich mich nicht nur mehr mit dem Originalmythos um die beiden, sondern generell mehr mit griechischer Mythologie befassen möchte.

"Psyche und Eros" eignet sich meiner Meinung nach als gutes "Einsteigerwerk" in Geschichten und Nacherzählungen der griechischen Mythologie. Man bekommt einen Überblick über die wichtigsten Gottheiten und vielleicht erfreut man sich nebenbei an einer kurzweiligen Liebesgeschichte. Lesende, welche in der griechischen Mythologie bereits bewandert sind, könnten sich allerdings an den Abweichungen von dem originalen Mythos stören.