QualityLeseeindruck

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combatwombat Avatar

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Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher noch nichts von Kling gelesen habe- auch, wenn man allernorts über Zitate aus der Känguru-Trilogie stolpert und einige Freunde mir die Bücher wärmstens empfohlen haben, hat es sich bisher noch nicht ergeben. Neugierig bin ich allerdings schon. Die Thematik von "QualityLand" hat mich sofort angesprochen, also bin ich mit hohen Erwartungen an die Leseprobe gegangen.

Peter lebt in QualityLand, einer futuristischen, rundum optimierten Version unseres Landes, auch wenn dieses nicht eindeutig genannt wird. Der technische Fortschritt hat überhand genommen, Maschinen nehmen den Bürgern alle wichtigen Denkprozesse ab und treffen für sie auch die banalsten alltäglichen Entscheidungen. Die Umgebung ist perfekt auf die Bedürfnisse der Menschen eingestellt und kennt diese besser als die Menschen selbst.

Das Erste, was mir positiv ins Auge fiel, war die Gestaltung, nicht nur die des Covers, sondern auch die des Textes und die eingeschobenen Reiseführer-Passagen.

Grundsätzlich glaube ich, dass Kling meinen Humor recht gut treffen kann. Zuweilen wirkt es auf mich etwas bemüht, Gag an Gag zu reihen, eine gelegentliche Atempause wäre vielleicht nicht verkehrt. Auch sind die Witze teilweise schon von der abgegriffeneren Sorte, beispielsweise, jemanden "Niemand" zu nennen, um dann ganz viele lustige Sätze zu erhalten, in denen "Niemand dieses oder jenes tut". Ebenso denke ich an die Parallelen zwischen Ohrwurm und Babelfisch...
Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich zunächst die doch sehr umgangssprachlich gehaltene, deswegen manchmal holprig wirkende Schreibweise, was die vielen kurzen Sätze noch verstärkt haben. Einmal im Lesefluss angekommen, stört das allerdings nicht mehr.

Die Eintönigkeit in Peters Alltag ist gut dargestellt, die Leseprobe transportiert eine ziemlich deprimierende Grundstimmung, was ich als passend empfinde und beim Lesen durchaus mag.
Klings Kritik an QualityLand, die natürlich in großen Teilen auch Kritik an unserer Gesellschaft ist, ist bisher noch recht zahm und greift keine sonderlich neuen Punkte auf, aber ich bin zuversichtlich, dass er im Laufe des Buches noch an Fahrt aufnehmen wird.
Dass der erhobene Zeigefinger bisher sehr sparsam eingesetzt wird, erleichtert mich sehr und macht mir ebenfalls Lust auf das Buch.