Rabenschwarze Zukunftsaussichten mit Witz... oder einfach nur Galgenhumor.

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laberlili Avatar

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Immer, wenn die Technik wieder einen Fortschritt macht, fühlt man sich als ob man noch, wenn auch mit über 30 Jahren Verspätung, geradewegs in Orwells "1984" hineinschlittern würde: Dieses Gefühl ist laut ausgesprochen auch eine gängige Aussage und inzwischen wird Menschen vor dem Eintritt ins Berufsleben geraten, sich nicht nur auf die eigenen Stärken und Interessen zu konzentrieren, sondern auch auf die Zukunftsaussichten. Aber während vor einigen Jahren damit noch eher gemeint war zu überlegen, ob man evtl. mal eine Familie gründen, ein eigenes Haus bauen etc. wollte und ob man dies mit dem Durchschnittsverdienst des Traumjobs überhaupt finanzieren könnte, soll man heute sogar noch viel mehr darüber nachdenken, ob es den Berufszweig in 20 Jahren überhaupt noch geben wird oder ob wahrscheinlich diese Arbeit längst automatisiert sein wird.
Kling spielt in "QualityLand" auf galgenhumorige Weise mit diesem Bild einer Zukunft, in der die Menschen sich nicht nur weitgehend auf die Technik verlassen, sondern sogar kurz davorstehen, den Maschinen die Macht zu überlassen. Es ist einerseits beängstigend und andererseits doch zum Schmunzeln, wobei man selbst wohl nicht weiß, ob man nicht nur deswegen lacht, weil man selbst längst an die beschriebenen Umstände glaubt, weil man Monopolisten, angehende Monopolisten, Drohnen, Digitalspionage... schon im realen Leben erlebt und die Frage tatsächlich ist, wohin dieser Weg führen wird.
Hat man noch die Chance auf echte Menschlichkeit, kann man noch auf eine eigene Identität pochen? In "QualityLand" scheint diese Frage längst so beantwortet zu sein wie wir sie wohl lieber nicht beantwortet sähen.

Die Hörprobe, die vor der Leseprobe endet, also etwas kürzer ist, zeugt wie auch bei den Känguru-Chroniken von einer Live-Lesung und die enthaltenen Publikumslacher sind quasi eins mit den Stellen, die ich nur als pointierten Galgenhumor oder rabenschwarzen Sarkasmus bezeichnen würde. Aber ich finde Klings Lesestimme immer wieder sehr angenehm; er hat das Talent, Dinge pointiert zu betonen, dass auch das Zuhören eine reine Freude ist - und ich gebe zu, dass ich ihn, mit demselben Buch, lieber höre als lese. Da scheint mir auch "QualityLand" keine Ausnahme zu sein und nach dem kurzen Einblick bin ich mir sehr sicher, dass ich dieses Buch sehr mögen werde, wenn vielleicht auch nicht so sehr lieben wie das Känguru. ;)