Gute Mischung aus Krimi und Science-Fiction

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jules118 Avatar

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Im London des Jahres 2091 wird auf offener Straße ein Journalist niedergeschossen, der Täter entkommt. Die UNO-Agentin Fran beginnt zu ermitteln und stellt bald fest, dass das Opfer offenbar geheimen KI-Umtrieben auf der Spur war. Gleichzeitig verfolgt der Unternehmer Clifford skrupellos seinen Plan, sich Unsterblichkeit und seine eigene KI zu sichern - ob er mit dem Anschlag etwas zu tun hat?
Der Autor Tom Hillenbrand hat hier eine zukünftige Welt entworfen, in der nicht mehr das Internet, sondern das Holonet bestimmend für das Leben ist. Grandios stellt er Möglichkeiten dar, die ein solch weiter entwickeltes Netz den Menschen bietet, die durch die Klimakatastrophe zunehmend auf einer unwirtlichen Erde leben. Unschöne 'Szenarien' wie zerstörte Landschaften oder hässliche Gebäude werden durch entsprechende 'digitale Schminke' aufgehübscht, auch Menschen können ihr Aussehen verändern. Selbst vor dem Gehirn hat die Digitalisierung nicht Halt gemacht, was jedoch nur sehr Vermögenden und hochrangigen Staatsmitarbeiter vorbehalten bleibt.
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich eine Jagd nach, ja, nach was? So richtig klar ist es Fran und den Lesenden lange Zeit nicht, denn parallel zu ihrem Auftrag entfalten sich weitere Handlungsstränge, deren Zusammenhänge sich erst nach und nach erkennen lassen. Für mich gab es keinen hervorstechenden Protagonisten in diesem Buch. Viele Personen agieren miteinander, untereinander und gar nicht miteinander, sondern stützen und halten viel mehr die Geschichte, oder besser gesagt, geben ihr eine lebendige Basis. Denn der eigentliche Hauptakteur ist eine KI und ob diese lebt oder eben nicht, sei dahingestellt. Trotz der Vielzahl der Charaktere, kam ich keine Sekunde ins Straucheln, der Erzählstrang floss gemächlich dahin und ich folgte ihm. Von Journalisten über Profigamer, Kieselkaiserin, KI, Märchenwesen und vielen mehr ließ ich mich in einen Sog ziehen, dessen Ziel mir fast bis zum Schluss unbekannt blieb. Doch eins ist gewiss: In dieser Zukunft möchte ich nicht leben. Sie macht mir Angst!
Es ist ein vergleichsweise anspruchsvoller Thriller, denn nicht nur die unterschiedlichen Ebenen, auch jene weit entwickelte Technologie erfordern einiges an Aufmerksamkeit. Da können Menschen mit digitalisierten Gehirnen ihre Körper und unterwegs auch ihr Aussehen wechseln; durch den Weltraum reisen und in holografischen Orten Schlachten schlagen - Fremdworte und Fachworte gibt es zuhauf, sind aber dankenswerterweise im Anhang aufgeführt und erklärt. Lässt man sich voll und ganz auf diese Geschichte ein, ist man schnell darin versunken und hat es mit dem Wiederauftauchen nicht ganz so eilig - zumindest mir ist es so ergangen. Die Mischung aus Kriminalfall und Science-Fiction ist dem Autor sehr gelungen.