Familienbande

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chrischid Avatar

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Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine wird ermordet in ihrem Haus aufgefunden, die andere verschwindet spurlos. Hängen die beiden Ereignisse zusammen, obwohl die Frauen sich schon seit Jahren nicht mehr gesehen haben? Dieser Fall verlangt Kommissarin Franza Oberwieser einiges ab und sie muss mit ihrem Team mehr als nur einen Stein umdrehen, um das Ausmaß der Ereignisse begreifen zu können. Dabei kommen Tatsachen ans Tageslicht, die dem ein oder anderen nicht nur Unbehagen bereiten...

„Rabenschwestern“ ist der zweite Fall für Franza Oberwieser, aber ohne Weiteres auch nachvollziehbar, wenn keine Kenntnis des ersten Bandes vorliegt. Sicherlich ist die Entwicklung der Hauptpersonen immer von hoher Bedeutung, es werden aber wichtige Fakten kurz erläutert, um den Wissensstand der Leser gleichzusetzen.

Die sprachliche Gestaltung besitzt einen unheimlich hohen Wiedererkennungswert. Sehr poetisch, untypisch für einen Kriminalroman, beschreibt die Autorin diverse Ereignisse und Erlebnisse. Oft spielt sie auch mit den Worten, benutzt oft sehr kurze Sätze und lässt Satzenden bewusst offen, so dass der Leser immer noch seine eigene Kreativität einbringen kann und das Gesamtwerk somit für jeden ein individuelles darstellt. Mit Sicherheit ist diese Schreibweise anfangs gewöhnungsbedürftig, wirkt schon fast etwas holprig, so dass der Lesefluss möglicherweise ein wenig gehemmt wird. Hat man sich aber einmal inhaltlich und sprachlich eingefunden, rast das Geschehen nur so vorbei. Häufige Orts- und Perspektivenwechsel gehen auch mit wechselnden Erzählperspektiven einher, so dass man einmal Beobachter von außerhalb ist, ein anderes Mal eine ganz bestimmte Sicht geschildert bekommt.

Was zunächst recht eindeutig erscheint wird im weiteren Verlauf immer verworrener. Mit der Zeit treten immer mehr Charaktere auf den Plan, die allesamt als Verdächtige in dem Mordfall angesehen werden können. So viele Personen wie es gibt, so viele Motive sind auch vorhanden. Nun gilt es richtig zu selektieren und denjenigen zu finden, der tatsächlich für die brutale Tat verantwortlich ist. Dabei verzettelt man sich schon das ein oder andere Mal und merkt irgendwann, dass man doch noch einmal von vorne mit der Spurensuche beginnen muss. Ein kleiner Trost ist, dass es den Ermittlern nicht anders ergeht, man somit den Weg gemeinsam beschreiten kann.

„Rabenschwestern“ ist ein gut gelungener Kriminalroman, der keineswegs als typisch oder klassisch einzustufen ist. Es ist hin und wieder einfach erfrischend auch mal etwas experimentelles vorgelegt zu bekommen, dass sich sichtbar von Bekanntem absetzt. Sicherlich gibt es Punkte, die noch verbessert werden können, eine klare Leseempfehlung gibt es aber in jedem Fall!