Rabenschwestern

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Der Kriminalroman „Rabenschwestern“ von Gabi Kreslehner erschien im Februar 2014 im List Taschenbuchverlag. Die Protagonisten sind Getrud Rabinsky, eine Frau mit Geheimnissen, Hanna Umlauf, Gertruds fotografierende Schwester, die ermittelnde Kommissarin Franza Oberwieser, deren Ex-Mann und ihr jetziger Liebhaber, die Angehörigen der beiden Schwestern und andere Ermittler und der Staatsanwalt.
Gertrud Rabinsky, die einen Töpferladen besitzt, wird in ihrem Haus erstochen aufgefunden. Zeitgleich wird Hanna Umlauf, eine bekannte Fotografin, als vermisst gemeldet. Im Zuge der Ermittlungen zeigt sich, dass die beiden Stiefschwestern sind. Neben diesem tun sich weitere Familiengeheimnisse auf, die Ermittler haben bald das Gefühl, dass viele der Beteiligten etwas zu verheimlichen haben. Als der Sohn des ehemaligen Liebhabers von Hanna mit Namen Tonio auftaucht werden alte Erinnerungen wieder wach und es ergibt sich langsam ein verworrenes Bild aus Rachegelüsten, Erpressungen und Enttäuschungen. Es besteht ein Zusammenhang mit der Dreiecksbeziehung die Gertrud, Hanna und Tonio zu Jugendzeiten führten. Hat Gertruds Mitschuld an Tonios Tod sie am Ende ihr eigenes Leben gekostet?
Dieser Kriminalroman rankt sich um ein Familiendrama. Die Adoption der kleinen Hanna Umlauf sollte sich für die gesamte Familie als folgenschwer erweisen. Es scheint im Verlauf des Buches, als würde sich die Dramatik in die Folgegeneration weitervererben. Die Autorin versucht möglichst lange die Entdeckung des Täters heraus zu zögern. Tatsächlich erfährt man erst am Ende des Buches wer der Mörder ist, allerdings sind die Nebenhandlungen manchmal etwas träge und teilweise auch verwirrend. Am Ende wird die Handlung zwar insgesamt nachvollziehbar, dennoch hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt. Kreslehner konstruiert durch die Sprache in ihrem Buch an vielen Stellen eine Düsterness, die ich so selten in Büchern erlebt habe. Sie nutzt diese Atmosphäre leider nicht vollends aus. Manche Formulierungen und Gedankengänge der Figuren laufen ins Leere. Auch die Figur der Ermittlerin Franza Oberwieser erhielt im Klappentext eine Kontur, die sich im Buch nicht wiederfinden ließ. Auch wenn es der Protagonistin eine besondere Tiefe und Realität verleihen sollte habe ich mich doch gefragt, wozu die Information, dass sie gern Kekse backt wichtig sein soll. Die Keks- und Kuchenmomente wirkten im Buch doch etwas willkürlich verteilt. Für die Rolle hatte dies jedenfalls keinen Mehrwert.
Insgesamt war das Buch nicht schlecht. Ich hatte allerdings von den Personen und auch vom Titel her mehr erwartet. Meines Erachtens blieb Kreslehner hinter ihren Möglichkeiten zurück. Natürlich kann man diesen Kriminalroman lesen und sich ein paar Stunden leichte Unterhaltung damit gönnen, wirklicher Lesegenuss kam bei mir allerdings nicht auf. „Rabenschwestern“ wird mir wohl nicht sehr in Erinnerung bleiben.