Spannung pur

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stillesen Avatar

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„Gequält“ hält, was es verspricht – es beginnt direkt mit schonungslosen Beschreibungen der Entführung von Anna Jones, der Hauptperson, und spart auch später nicht mit bildhaften Darstellungen – nichts für zartbesaitete Naturen (aber die würden um das Genre Thriller wohl einen Bogen machen). Anna ist Journalistin in Chicago und wird von ihrer Vergangenheit eingeholt – Edward Harris, der sie vor drei Jahren entführt hat, ist wieder aufgetaucht und beobachtet sie offensichtlich. Sie bekommt einen mit Blut geschriebenen Brief und ruft den FBI-Agenten Nick Coleman zur Hilfe, ihren Ex-Freund aus glücklichen Zeiten vor ihrer Entführung. Zusammen mit ihrem Arbeitskollegen Zane, einem IT-Experten, und Nicks Kollegin Lynette McKenzie, einer Profilerin, versuchen sie, Harris aufzustöbern – doch der Entführer scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Anna zu beschützen, gelingt nicht – und wieder beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn bei Entführungen zählt jede Stunde, jede Minute und am Ende jede Sekunde.

Geschrieben ist es aus der Perspektive von Anna und Nick, dadurch sind die Lesenden jederzeit mittendrin im Geschehen. Das Erzähltempo lässt wenig Zeit für komplexe Darstellungen ihrer Persönlichkeiten, dafür fällt das Mitfiebern umso leichter.

In einigen Flashbacks erfahren wir Details zur ersten Entführung und dem Martyrium, das Anna und ihre Freundin Natalie damals durchmachen mussten. Obwohl Harris es auf Anna abgesehen hatte, kann sie ihm entkommen und Hilfe holen, muss jedoch Natalie zurücklassen. Während Harris mit ihr verschwindet und entkommt, findet man später nur Natalies Leiche. Bei der neuerlichen Entführung scheint alles perfekt geplant und aufwendig inszeniert – ist das nicht eine Nummer zu groß für Harris? Steckt mehr dahinter als nur ein fixierter Stalker? Nimmt jemand aus Natalies Umfeld Rache für sie?

Ich habe selten einen Thriller mit einer solchen Erzähldichte erlebt. Das Buch hat, zumindest in der ersten Hälfte, keinerlei Längen, kein Satz zahlt nicht unmittelbar auf die Entwicklung der Geschichte ein. Erst zur Mitte der Geschichte lässt das Autorenpaar den Lesenden eine kurze Verschnaufpause, bevor es dann in Richtung des dramatischen Finales geht, das einen wirklich überraschenden Plottwist zu bieten hat.

Den zweiten und dritten Teil erwarte ich sehnsüchtigst! Absolute Leseempfehlung mit 5/5 Sternen.

Achtung Spoiler: Teile des Endes erinnerten mich persönlich allerdings stark an bestimmte Szenen aus Arno Strobels „Die App“ – was dem Lesegenuss aber keinen Abbruch tat.