Skeptisch

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rudomekato Avatar

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Das Konzept ist gut. Sie beschreibt etwas, was bereits bekannt ist: Die Menschen konzentrieren sich vermehrt auf negative Dinge, anstatt Gespräche zu suchen. Stellenweise finde ich es aber nicht ganz realistisch, was sie schreibt, denn es scheint mir, sie stellt sich die Welt in schwarz-weiß vor, also es gäbe nur das eine und andere Extrem, obwohl die Welt aus etlichen Graustufen besteht (oder Farben). Natürlich würden einige Situationen/Konflikte mit gesitteten Gesprächen gelöst werden, aber eben nicht alle. Die Welt ist komplexer, als sich die Autorin (ich urteile anhand der Leseprobe, die doch recht kurz ist) in den ersten Seiten vorstellt. Manchmal ist es besser, zur eigenen Sicherheit Abstand zu suchen anstelle eines Gesprächs (da möge wohl mein kPTBS sprechen).
Mein größeres Problem allerdings liegt darin, dass mir die Leseprobe einen Vibe des Entitlements gibt, im Sinne von: Ich bin besser, weil ich freundlich bin und die anderen, die nicht freundlich sind, schlechter. Ohne zu beachten, dass die vielleicht reizbare Person eventuell einen schlechten Tag hatte. Natürlich ist es nicht gut, die eigene Wut an andere auszulassen, nur habe ich den Eindruck, sie schiebt alle zum Zeitpunkt des Geschehens unfreundlichen Menschen in eine Schublade, was mMn kein guter Ansatz ist.

Fazit: Freundlichkeit ist gut, aber angefressen sein ist genauso ein menschliches Gefühl, das man zwar nicht an andere auslassen sollte, aber auch zeigen darf. Die negativen Emotionen sind ein Teil von uns und wir können sie nicht wegsperren, nur damit wir in einer Toxic-Positivity-Welt leben, in der niemand mehr negative Emotionen zeigen und Boundaries haben darf.

Das ist nur meine Sicht der Dinge, versteht sich, und vielleicht habe ich die Nachricht in der Leseprobe missverstanden.