Gelungenes, spannendes Debüt. Pluspunkt: Humor!

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Von

- Band #1 der Reihe um Michael Oliver Layton Fawkes -

* Spoilerfreie Rezension! *

~ Ein gelungenes, spannendes Debüt, das nicht perfekt aber sehr gut ist, von einem Autor, den man sich merken sollte. Die liebevolle Figurenzeichnung, die atemlose Spannung, der interessante Fall, der wundervolle Humor und der nötige Tiefgang machen diese düstere Geschichte zu einem richtig guten Thriller. ~

Inhalt

Ein besonders grausamer Mörder treibt in London sein Unwesen: Der Ragdoll-Killer hat eine Puppe aus Leichenteilen verschiedener Menschen gebastelt. Das alles wäre schon schlimm genug für den Hauptermittelnden Detective Wolf, doch dann taucht eine Liste mit den nächsten Opfern und ihren Todestagen auf – und der letzte Name ist sein eigener…

Informationen

Erzählstil: Personaler Erzähler, Präteritum;
Perspektive: aus verschiedenen Perspektiven (weiblich und männlich)
Kapitellänge: eher lang (ca. 10 bis 17 Seiten)


Meine Meinung

Einstieg & Schreibstil

Der Einstieg gelingt sehr gut, das liegt sicher auch an der Sprache. Der Schreibstil von Daniel Cole ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Für einen Thriller eignet er sich ausgezeichnet, da er nicht zu kompliziert ist, aber trotzdem auch anspruchsvolleren Lesern genügen wird. Mein letzter Thriller war „The Couple Next Door“ von Shari Lapena. Wer dort den beinahe banalen, lieblosen Schreibstil kritisiert hat, wird mit dem vorliegenden Thriller bestimmt zufrieden sein. Daniel Cole hat ein Gefühl für Stimmungen, Emotionen und Spannung, denn das alles vermittelt er ausgezeichnet durch seine Sprache. Die meiste Zeit über scheint es sogar ganz und gar unmöglich, dass es sich hier tatsächlich um ein Debüt handeln soll, zu routiniert wirkt der Satzbau, denn jedes Wort sitzt.

Personen

Viele Menschen sind mit einem Thriller zufrieden, solange er unterhält. Mir reicht das nicht ganz, denn auch der spannendste Thriller ist nur „okay“, wenn der Autor es nicht schafft, in die Tiefe zu gehen. Besonders, was die Figuren betrifft, gelingt das Daniel Cole mühelos. Jede Person bekommt ihre hübschen und weniger schönen Seiten, ihre Stärken und Schwächen. Doch das ist nicht alles: Der Autor erschafft dynamische Charaktere, lässt seine Figuren wachsen und sich weiterentwickeln, gekonnt und manchmal überraschend enthüllt er ihre Probleme und geheimen Sehnsüchte. Die gelungene Figurenzeichnung erinnert mich ein bisschen an „Orphan X“. Dennoch ist der Autor hier auch mutig genug, die dunklen Seiten seiner Figuren schonungslos zu beleuchten. Der Ermittler ist nicht der Ritter in goldener Rüstung, und stellenweise ist er sogar richtig unsympathisch. Positiv ist mir auch noch aufgefallen, dass der Autor ein gutes Gespür für Beziehungen zu haben scheint, da er die Freund- und Feindschaften im Polizeidezernat so glaubwürdig zeichnet. Nur eines hat mich irritiert: Die Ermittler wirken bis auf eine Ausnahme ziemlich inkompetent, weil sie mit dem Fall überhaupt nicht vorankommen. Ich hoffe nur, dass das im realen Leben anders ist.

Nur einmal hat mich das Buch enttäuscht: als am Ende eine Figur sehr inkonsequent und unlogisch handelt. Aber es sei dem Autor verziehen, weil der Rest so gut war.

Idee und Themen

Daniel Cole scheint im realen Leben ein ziemlich guter Mensch zu sein, zumindest schließe ich das aus der Autorenbeschreibung, aus der hervorgeht, dass der Autor unter anderem als Tierschützer und Sanitäter gearbeitet hat. Ein Glück für uns, dass er sich dann auch Büchern zugewandt hat, denn beim Schreiben kennt er kein Pardon. Der vorliegende Mordfall ist nämlich besonders grausig. Damit hat der Autor viele andere Thriller und Krimis wohl in den Schatten gestellt. Und auch sonst sticht das Buch aus der Menge heraus, weil viele verschiedene Themen wie Alkoholismus, psychische Krankheiten, Liebe und Besessenheit der Geschichte Tiefe verleihen. Unglaublich, wie gut es gelungen ist, das ehemalige (und oft abgelehnte) Drehbuch in einen so guten Thriller zu verwandeln. Fans dürfen sich übrigens freuen: Hier handelt es sich um den ersten Band einer Reihe, die Filmrechte sind bereits vergeben.

Spannung

Spannung war fast durchgehend vorhanden und von Anfang an spürbar. Immer wieder werden überraschende Wendungen präsentiert, die erstaunen. Beim Beschreiben von Verletzungen und Morden wird es allerdings sehr detailliert und mitunter so brutal, dass sogar ich als Horrorfilmliebhaberin kurz schlucken musste. Der Thriller ist also eher nichts für sehr sensible Seelen.

Grundstimmung

Die Stimmung ist wie jene an einem Regentag im November: sehr düster und pessimistisch. Tatsächlich gibt es nur wenige positive Vorkommnisse in diesem Thriller, vielmehr reiht sich ein Schock an das nächste Drama, manchmal wird es auch traurig.

Humor

Was kann ein gutes Buch sehr gut machen? Richtig, wohldosierter Humor! Das Buch ist düster, ja, doch um uns nicht ganz die Stimmung zu verderben, greift der Autor zu wundervollem Humor, der mich mehr als einmal zum Lachen gebracht hat. Im Buch gibt es sowohl amüsantes Geplänkel unter Kollegen als auch Situationskomik vom Feinsten zu lesen. Alleine dafür bekommt Daniel Cole einen riesigen Pluspunkt!

Mein Fazit

Ein gelungenes, spannendes Debüt, das nicht perfekt aber sehr gut ist, von einem Autor, den man sich merken sollte. Die liebevolle Figurenzeichnung, die atemlose Spannung, der interessante Fall, der wundervolle Humor und der nötige Tiefgang machen diese düstere Geschichte zu einem richtig guten Thriller.

Meine Empfehlung: Uneingeschränkte Empfehlung für Thrillerfans! Eher nichts für sehr Sensible (detaillierte Beschreibungen).

Bewertung:

Idee: 5 Sterne
Ausführung: 4,5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne
Personen: 5 Sterne
Hauptperson: 5 Sterne
Spannung: 4,5 Sterne
Humor: 5 Sterne

Insgesamt:

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Dieses Buch erhält von mir fünf Sterne! Diesen Autor werde ich im Auge behalten.