Genau meine Vorstellung von spannender Unterhaltung mit Humor!

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laberladen Avatar

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Darum geht’s:

Detective William Oliver Layton-Fawkes, kurz Wolf genannt, wird mit einer grausigen Leiche konfrontiert, die aus Teilen sechs verschiedener Körper grob zusammen genäht wurde. Sie ist so anfgehängt, dass sie genau auf Wolfs Wohnung deutet. Außerdem erhält die Journalistin Andrea Hall, Wolfs Ex-Frau, eine Liste mit 6 Namen und den angekündigten nahen Todeszeitpunkten dieser nächsten Opfer. Der letzte Name auf der Liste: William Oliver Layton-Fawkes.

So fand ich’s:

Diese Geschichte ist in flottem, fesselndem Schreibstil mit mehr ironischem Witz als der durchschnittliche Thriller verfasst, der genau in mein Humorzentrum getroffen hat. Besonders in der ersten Hälfte des Buches gab es mehr als eine Szene, die mich zum Schmunzeln brachte. Später war dafür dann immer weniger Gelegenheit, denn die sich steigernde Spannung und die dramatischen Ereignisse übernahmen das Geschehen.

Das Katz- und Mausspiel der Polizei mit dem Mörder, der seine Opferliste mit geplanten Todeszeitpunkten versehen und dadurch ordentlich Zeitdruck erzeugt hat, war mitreissend und spannend zu lesen. Zu Gunsten eines dramatischen Effektes hat manchmal die Logik bzw. die saubere Auflösung etwas gelitten.Das hat mich allerdings gar nicht gestört, weil ich die Effekte gut fand und der Unterhaltungswert der Action-Show es mir Wert war, in dieser Beziehung mal ein Auge zuzudrücken.

Die Charaktere waren so konstruiert, dass sie alle Nischen und Klischees über Ermittler erfüllten, teilweise ein bisschen übertrieben, aber vielleicht genau deswegen besonders unterhaltsam, denn die Ermittlertruppe ist bunt und alles andere als durchschnittlich und langweilig.

Wolf ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, dafür ist er zu fanatisch, ein Getriebener, der in erster Linie seinem persönlichen Gerechtigkeitsempfinden folgt. Er gibt seine Geheimnisse nur zögerlich preis, aber was ihn für mich interessant machte, war sein bedingungsloses Engagement, seine feste Loyalität zu Kollegin Baxter und sein Humor. Die Mitglieder seines Ermittlerteams sind nicht immer sonderlich effektiv, weil ihre persönlichen Probleme sie lähmen und Wolfs Chef selbst zieht es vor, lieber langweilige Listen abzuarbeiten, als ein Team zu führen, weil er plötzlich keine Lust mehr hat, Chef dieser Truppe zu sein. Edmunds, der Neue im Team, hat sich allerdings sofort in mein Herz gespielt. Er ist ein netter Kerl, fast schon zu nett, so dass alle erstaunt reagieren, wenn er doch mal das Wort ergreift, und er ist derjenige, der gute Ideen hat, neue Ermittlungsansätze bringt, aber sich als Neuling gegen die alten Hasen nur mit Mühe durchsetzen kann.

Dann gibt es noch Wolfs Exfrau Andrea, die als Journalistin bei der Berichterstattung über die Mordfälle ganz vorne dabei ist und die von Ehrgeiz getrieben darum kämpft, ihre Karriere voranzubringen. Dass sie dabei mit ihrem Exmann zu tun hat und zwischen ihnen immer noch einige private Dinge offen sind, macht ihre Situation nicht leichter.

Das Ende wartet mit einer überraschenden Auflösung auf, die ich so nicht habe kommen sehen, die aber durchaus passend war. Leider musste man manche Kleinigkeiten so hinnehmen, für die ich auch gerne noch ein paar erklärende Sätze gehabt hätte. Da der Fall bis zum Ende vermeintlich klar auf der Hand lag, aber dann doch noch zusätzliche Wendungen parat hatte, hatte ich tatsächlich nur kurz Zeit, mich an den Paukenschlag der Auflösung zu gewöhnen, bevor das Buch zu Ende war.

Der Thriller konnte mich mit seiner spannenden Handlung durchgängig fesseln und die exzentrischen Charaktere und vor allen Dingen der schwarze Humor haben dafür gesorgt, dass sich „Ragdoll – Dein letzter Tag“ von der Masse der guten Thriller nochmal abhebt und dieser Debüt-Roman für mich besonders lesenswert war. Wie gut, dass eine Fortsetzung bereits in Arbeit und für nächstes Jahr zu erwarten ist.