Duffy Nr.5 -Düsteres Nordirland

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miss marple 64 Avatar

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Vor dem Hintergrund der politischen Unruhen in Nordirland der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ermittelt Sean Duffy mit seinem Team den scheinbaren Selbstmord der jungen Journalistin Lily Bigelow, die aus London angereist ist, um eine finnischen Investorengruppe auf der Suche nach einem lukrativen Wirtschaftsabschluss zu begleiten.
Schnell kommen dem erfahrenen Ermittler Zweifel am Tod der Frau, jedoch wird es schwer werden, den Mord zu beweisen, denn er sieht sich zum zweiten Mal in seiner Dienstzeit mit dem Phänomen des „verschlossenen Raums“ konfrontiert. Wer aber Sean Duffy-den katholischen Bulle in der protestantische Royal Ulster Constabulary- aus den Vorgängern des Buches kennt, weiß, dass er jetzt nicht locker lässt und sich in dem Fall „verbeißt“, bis er ihn zu Ende bringt. So findet er bald heraus, dass Lily einem schwerliegenden Verbrechen auf der Spur war, das bis in die höchsten Regierungskreise reicht.
Der Autor zeigt Duffy auch hier wieder als einen Individualisten, der schnell und unkonventionell handelt, der überaus vorsichtig sein muss - so kontrolliert er vor jeder Autofahrt seinen Wagen nach versteckten Bomben, der klassische Musik liebt und hervorragend Klavier spielen kann, der jedoch auch einem guten Whiskey und Kokain nicht abgeneigt ist. Er hat in seinem Team treue Begleiter, so seinen jahrelangen Freund McCrabbans- Crabbie genannt- und den jungen Lawson, der Duffy mit Höherer Mathematik (Wahrscheinlichkeitsrechnung) beeindruckt.

Leider endet auch dieser Fall-ähnlich wie der Vorgänger „ Gun Street Girl“ für Sean Duffy nicht so, wie er es sich erhofft hat. Gerechtigkeit scheint in der Zeit der „Troubles“ mit jedem neuen Attentat ein Stück weiter zu verschwinden. Hatte der Leser am Ende des 4.Teils noch die Hoffnung, dass Duffy bei seinem neuen Fall wieder etwas mehr von seinem jüngeren Selbst mit auf den Weg bekommt, der selbst "den Tempel über dem eigenen Kopf zum Einsturz gebracht hätte" („Gun Street Girl“ S.374), so erscheint die Figur jetzt eher gesetzter, wenn nicht sogar resignierter, was ihn aber im meinen Augen nicht unsympathischer macht. Atemlos folgen wir ihm auf seiner Suche nach Wahrheit durch das vom Nordirlandkonflikt gebeutelten Belfast, immer in der Hoffnung, dass er niemals vergisst, unter sein Auto zu sehen, was umso wichtiger erscheint, da sich jetzt auch privat einiges für Sean ändern wird.
Der Autor verwebt reale politische Ereignisse mit Fiktion und schafft so für den Leser ein Stück Zeitgeschichte im Krimi. Sehr gefallen hat mir der Einstieg, der von Duffys Begegnung mit der großen Boxerlegende Muhammad Ali berichtet, der auf den Spuren seiner Vorfahren mehrmals nach Irland reiste, es jedoch in Wirklichkeit nie schaffte, nach Belfast zu kommen.
Fortsetzung folgt- der nächste Teil ist schon im Original veröffentlicht. Für alle Fans wird es ein langes Jahr des Wartens.