Eine Leiche zum Dessert?

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Der neue Kluftinger ist da! Mit großer Spannung von mir erwartet und nun bin ich doch ein wenig enttäuscht.

Da ich die Vorgängerbände kenne, fiel der Einstieg in die Leseprobe leicht und die altbekannten Akteure, Kluftinger samt Ehefrau sowie die Eheleute Langhammer und damit jede Menge Konfliktpotential, sind wieder dabei und direkt in ihrem Element.

Klüpfel und Kobr beschreiben die Ankunft der beiden Ehepaare in einem Allgäuer Berghotel zwecks Teilnahme an einem Krimi-Dinner. Die flüssige Sprache und der damit einhergehende, ansprechende Stil harmonieren sehr gut und lassen den Leser rasch durch die Leseprobe  fliegen. Der Schwerpunkt liegt hierbei eindeutig auf dem Charakter Kluftinger mit seinen Stärken und Schwächen. Wobei in den vorliegenden Seiten eher seine (liebenswerten) “Schwächen” zum Ausdruck kommen, da der tatsächliche Kriminalfall und damit seine Stärken in Form seiner kriminalistischen Spürnase bei der Mordermittlung noch nicht eingetreten sind.

Der ausgewählte Handlungsschauplatz und die Idee eines Kriminalspiels gefallen mir gut, scheint der neue Fall im Vergleich zum Vorgänger doch wieder eher regionale Ausmaße zu haben, was meiner Meinung nach auch den Charakter der Kluftingerkrimis ausmachen sollte.

Leider habe ich jedoch die Befürchtung, dass sich der Charakter Kluftinger in den nun fünf vorliegenden Büchern nicht weiterentwickelt, sondern ganz im Gegenteil, die Autoren versuchen, ihn von Fall zu Fall in immer mehr Fettnäpfchen treten zu lassen und je nach Situation jedes mögliche Vorurteil in seine Person einzuflechten. Die ersten beiden Romane habe ich sehr gerne gelesen und mich wunderbar über “Klufti” amüsiert.
Doch seit Fall Nummer Drei störe ich mich immer mehr an der Überzeichnung seiner “Schwächen” sowie der Einarbeitung sämtlicher Klischees und Vorurteile, die eine Situation hergibt. In der vorliegenden Leseprobe wird dies meines Erachtens bei der Ankunft und Zimmerbesichtigung in dem Hotel der gehobenen Preisklasse besonders deutlich. Wenn ich als Leser vorher schon erahnen kann, welches Klischee als nächstes bedient wird, schmälert dies leider meinen Lesegenuß. Darüber hinaus fällt es mir mittlerweile auch schwer, Kluftis überzeichnete “Tollpatschigkeit” mit seiner überaus erfolgreichen kriminalistischen Tätigkeit in Einklang zu bringen.

Trotz aller Kritik werde ich mir in der Hoffnung, dass Klüpfel und Kobr wieder zu ihrer alten Form der ersten beiden Romane zurückkehren, den aktuellen Roman dennoch kaufen und bin zuversichtlich, dass ich mich auch dieses Mal wieder über die ein oder andere humorvolle Szene sehr gut amüsieren kann.