Es ist nicht die

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adriantuppek Avatar

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Es ist nicht die schlechteste Wahl, eine Krimigeschichte an einem geschlossenen Ort spielen zu lassen, wie hier in einem eingeschneiten Nobelhotel. Das funktionierte schon in Agatha-Christie-Romanen immer gut, aus deren Fundus sich Klüpfel und Kobr in ihrem neuen Kluftinger-Krimi "Rauhnacht" spielerisch bedienen: Kluftinger als Hercule Poirot, der dem Hotelarrangement eines Krimiwochenendes noch ein Sahnehäubchen aufsetzt.

Natürlich wird aus dem unterhaltsamen Detektivspiel plötzlich blutiger Ernst und Kluftinger sieht sich genötigt, den feinen Anzug des belgischen Detektivs wieder gegen die Alltagskluft des Kemptener Kriminalkommissars zu tauschen. Und darin fühlt er sich im Grunde auch wohler. Wie sehr ihm das Weltmännische fernsteht, zeigt sich  treffend und amüsant in der Schilderung, wie Kluftinger sich am Frühstücksbuffet bedient, wie er sein Hotelzimmer inspiziert und buchstäblich in Besitz nimmt und wie er über die Frage des Trinkgeldgebens grübelt.

Zu klären ist der Mord an Carlo Weiss, der zu fast allen der im Hotel Anwesenden eine eher problemgeladene Beziehung hatte. Kluftinger, der im Zuge der Ermittlungen eher wie ein Columbo durch die Zimmer und Verhöre zottelt, präsentiert am Ende eine Auflösung, die ausgiebig entwickelt wird und einige Überraschungen bereithält.

Der Roman garantiert ein angenehmes Krimilektürewochenende, unangenehm fallen nur die ebenso langatmige wie unglaubwürdige Schlusssequenz auf sowie die Tatsache, dass Erwartbares oft eins zu eins  auserzählt wird, so vor allem in bezug auf das Spinne-Feind-Verhältnis zwischen Kluftinger und dem Arzt Dr. Langhammer. Bei der Feuerwerksszene z.B. weiß man von vornherein, dass es ein Desaster wird, jede Aktion von Kluftinger oder Langhammer ist hier vorhersehbar und wird einem doch haargenau beschrieben. Ein wenig Schwierigkeiten bereitet auch die Charakterisierung der beiden, wenn sie mitunter als völlig schusselige, naive, „schlichte Naturen“ geschildert werden, was in merkwürdigem Kontrast zu ihrer beruflichen Kompetenz und Intelligenz steht und wenig glaubwürdig wirkt.