Kluftinger – „Der Bulle von Tölz“ des Allgäus

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Mit großen Erwartungen bin ich an die Leseprobe herangegangen, dann stellte sich eine gewisse Ernüchterung ein, nach Lektüre des gesamten Werkes bin ich aber wieder sehr zufrieden!

Die ersten beiden Kluftingerbände von Klüpfel / Kobr haben mich als großen Kluftingerfan zurückgelassen. Ich habe mich köstlich über seine kleinen Marotten amüsiert und ihn mit großem Interesse dabei begleitet, wie er im beschaulichen Allgäu seine Ermittlungen führt und erfolgreich Kriminalfälle löst. Band 3 und 4 entwickelten sich dann mit ihren Themen (Zweiter Weltkrieg, Terrorismus) in eine Richtung, die leider nicht mehr meinem Geschmack und meinen Vorstellungen von Kluftinger-Allgäu-Krimis entsprach.

Nun ist „Rauhnacht“, Kluftingers fünfter Fall, erschienen und er ist wieder da! „Mein“ Kluftinger, wie ich ihn in den ersten beiden Bänden kennen und schätzen gelernt habe. Zwar findet der Leser weder rasante Action noch blutige Morddetails im neuen Kluftingerkrimi, aber wer erwartet dies auch schon?
Die Ermittlungen laufen in einem beschaulichen Rahmen in gemächlichen Tempo ab (eingeschneites Hotel in den Allgäuer Alpen), aber genau dieses und nicht mehr erwarte ich von Klufti. Sollte es den Begriff offiziell geben, bezeichne ich „Rauhnacht“ als „Wohlfühlkrimi“. Der Leser trifft alte Bekannte, erfährt Neues von Ihnen und begleitet sie „nebenher“ bei der Suche nach dem Mörder.

Der Kriminalfall ist zwar nicht überragend kunstvoll und raffiniert inszeniert, den Leser erwartet dennoch ein solider Krimi mit vielen Anspielungen auf berühmte Detektive der Literaturgeschichte.

Im Mittelpunkt des Romans steht neben der Suche nach dem Mörder die Beziehung zwischen Kluftinger und seinem „Freund“ und Nachbarn Doktor Langhammer. Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten zu intensiver Ermittlungs- und damit enger Zusammenarbeit gezwungen, ergeben sich für den Leser neue Höhepunkte in dieser skurilen Freundschaft. Und schließlich führt die gute Zusammenarbeit ja auch nicht unbeträchtlich zum Erfolg, nämlich zur Offenbarung des Mörders.

Auch die (liebenswerten) Schwächen von Klufti nehmen bei dem Wochenende in einem Hotel der gehobenen Preisklasse wieder sehr viel Raum ein. Konnte ich mich über die ein oder andere „Tolpatschigkeit“ durchaus amüsieren, muss ich jedoch sagen, dass es mich irgendwie an der kriminalistischen Glaubhaftigkeit von Kluftinger zweifeln lässt, wenn er in wirklich jedes Fettnäpfchen tritt. Hier meine Bitte an die Autoren, Kluftinger auf jeden Fall Kluftinger bleiben zu lassen, aber bitte nicht zu versuchen, jede Pointe auszureizen, denn: weniger ist manchmal mehr ![](http://vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif)


Fazit:

Für alle Kluftingerfans ein weiterer, amüsanter Kriminalfall aus dem eben nicht immer so beschaulichen und friedlichen Allgäu. Für alle anderen Krimiliebhaber, die auch mal gerne einen Krimi ohne Blut und schweißtreibende Action mit vielen amüsanten Begebenheiten lesen möchten, ebenfalls zu empfehlen. Die Lektüre der vorangegangenen Kluftingerkrimis ist m.E. für diesen Roman nicht zwingend erforderlich.